In Sachen Jugendpolitik steckt die Stadt in einem Dilemma. Aus ihrer Sicht gibt sie sich viel Mühe, den Anforderungen der jüngeren Bürger gerecht zu werden – z.B. mit Gesprächen zum Jugendförderplan oder Diskussionsrunden in Schulen. Bei der Zielgruppe gilt sie dennoch eher als Verhinderer. Das liegt an unterschiedlichen Vorstellungen von dem, was Jugendliche brauchen oder wollen.
So dürfte der (sinnvolle) Ausbau von Kreativkursen, Jugendtreffs in städtischen Gebäuden und Sportangeboten oder die Verbesserung der Jugendarbeit in Vereinen und Kirchengemeinden ein willkommenes Angebot für einige sein. Die große Mehrheit aber will Freizeit ohne Sozialarbeiter oder Betreuer im Rücken gestalten. Und genau da fühlt sie sich von der Stadt eingeengt.
Stichwort: Maifeier. Wenn am Cappenberger See Polizisten das Gelände räumen, kommt das bei den Jugendlichen nicht wie eine Sicherheitsmaßnahme an, sondern wie das Beschneiden ihrer Freiheiten. Wenn am Horstmarer See über Sperrstunden zum Wohl der Anwohner gesprochen wird, ist das für eine große Zahl friedlicher junger Leute, die nichts mit Störenfrieden gemein haben, eine Einschränkung ihrer Möglichkeiten. Und wenn ein Juni-Treffen am Cappenberger See abgesagt wird, weil ansonsten dem mutmaßlichen Veranstalter eine Rechnung für Sicherheits- und Reinigungspersonal droht, kommt auch das eher als Verhinderungsmaßnahme an.
Dass sich die Stadt der angekündigten „Party für Freiräume“ mit etwas Wohlwollen nähert, ist ein erster Schritt. Aber es muss auch der zweite folgen: Sie muss vor Ort mit den Jugendlichen in einen Dialog in Augenhöhe zu treten. Sie hat dort die Möglichkeit, zu erklären, warum sie handelt, wie sie handelt und aus erster Hand zu erfahren, was eine bedeutende Gruppe von Lünern von ihr erwartet. So kann sie zeigen, dass sie eben nicht der Verhinderer ist, als der sie von vielen Jugendlichen gesehen wird.