Märkischer Kreis. .

Kommt nach der Generation Praktikum nun die Generation Taschengeld? Freiwillige sollen auch im Märkischen Kreis die Jobs übenehmen, die bisher von Zivildienstleistenden erledigt wurden – für ein Taschen geld von maximal 330 Euro im Monat. Der Andrang auf das neue Angebot hält sich bisher in Grenzen.

Schon bald werden die letzten Zivis aus den sozialen Einrichtungen verschwunden sein. Ende des Jahres ist der Wehrersatzdienst Geschichte – bis auf weiteres zumindest. Genau genommen ist der Zivildienst lediglich „ausgesetzt“. Alle Ämter und Einrichtungen existieren weiter, wenn auch unter anderem Namen. „Man weiß ja schließlich nicht, ob der Zivildienst wieder eingeführt werden muss“, erläutert Nicole Klug von der Märkischen Gesundheitsholding.

Warum sich die Bundesbehörden einen geordneten Rückzug in den Pflichtdienst vorbehalten, zeigt der Blick ins Klinikum: Dort, wo sich früher bis zu 76 Zivis um die Patienten kümmerten, sind derzeit nur noch neun junge Männer im Einsatz. Und Ersatz ist nicht in Sicht.

Jedenfalls nicht in ausreichender Zahl, denn bislang hat erst ein einziger Freiwilliger seinen Arbeitsvertrag unterschrieben: Patrick Märtens hat sich in dieser Woche für zwölf Monate verpflichtet, um auf diese Weise die Wartezeit zum Studium zu überbrücken und einen Eindruck vom Klinikalltag zu bekommen. Der 19-Jährige überlegt, etwas im Bereich Medizin zu studieren – und da sei ihm die Idee gekommen, sich zum Bundesfreiwilligendienst zu melden, erzählt der Neuenrader, der in den nächsten Monaten im Schichtdienst beim Zentralen Transportdienst des Klinikums Dienst schieben wird.

Meinungen der Schüler
gehen auseinander

Warum sich bisher so wenige für das neue Angebot interessieren? Patrick Märtens zuckt mit den Schultern. Die Meinung seiner ehemaligen Mitschüler am BKT sei durchaus gespalten. „Das geht von Du bist ja blöd bis finde ich total gut.“

Doch die Jugendlichen sind auch gar nicht alleinige Zielgruppe des neuen Freiwilligendienstes. Theoretisch kann sich jeder erwachsene Bürger für sechs bis 24 Monate zum Dienst für die Allgemeinheit melden – unabhängig von Schulbildung, Geschlecht und Nationalität. Freiwillige, die älter als 27 Jahre sind, können auch in Teilzeit arbeiten. Die Mindestarbeitszeit beträgt in diesem Fall 20 Stunden pro Woche.

Im Ermessen des Arbeitsgebers liegt dagegen die Höhe des Taschengeldes. Im Klinikum hat sich die Leitung entschieden, den Höchstsatz von 330 Euro zu zahlen und sich an den Kosten für Kleidung, Fahrten und Verpflegung zu beteiligen. Außerdem muss der Arbeitgeber die Beiträge für die Sozialversicherungen vollständig übernehmen. „Mit allen Leistungen“, so Nicole Klug, „ist das etwa soviel wie bei einem Zivildienstleistenden.“