Bergkamen. „Mama steht nicht auf und bringt mich nicht zur Schule!“ Solche und ähnliche Anrufe sind Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Kreis Unna keine Seltenheit mehr.
„Mama steht nicht auf und bringt mich nicht zur Schule!“ Solche und ähnliche Anrufe sind Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Kreis Unna keine Seltenheit mehr. „Die Unfähigkeit der Eltern zur Erziehung nimmt zu“, zieht Geschäftsführer Frank Zimmer eine eher nüchterne Bilanz.
Dabei ist es nicht nur die Internet-Spielsucht, die Müttern und Vätern dem nächtlichen Schlaf rauben. „In der Regel gibt es in diesen Familien eine Anhäufung von Problemen, so dass sie oft von mehreren Hilfsinstitutionen unterstützt werden.“ Die Kooperation dieser Stellen, wie sie im Kreis Unna gegeben sei, sei sehr wichtig.
Eine enge Zusammenarbeit gebe es praktisch seit der Gründung des Kinderschutzbundes im Kreis Unna vor rund 25 Jahren mit dem Bergkamener Jugendamt, aber auch mit freien Trägern wie dem Bergkamener Verein für Kinder und Jugendhilfe. Das habe dazu geführt, dass von den über 400 Mädchen und Jungen, die der Kinderschutzbund im vergangenen Jahr betreute, 59 in Bergkamen wohnen. Sie stellen die zweitgrößte Gruppe nach Unna mit über 90 Klienten. In der Kreisstadt befindet sich die Beratungsstelle.
Zusammenarbeit vor Ort ist wichtig
Neben der zunehmenden Verwahrlosung sind sexueller Missbrauch und Gewalt an Kindern weitere Ursachen für ein Eingreifen des Kinderschutzbundes.
Dazu bietet der Verband Elternschulungen an, die beim Thema Missbrauch durch Unterrichtseinheiten der Polizei in den Schulen ergänzt werden. Direkt an Schülerinnen und Schülern wendet sich das Projekt „Safer Chat“. Hierbei gehe es inzwischen insgesamt und eine verantwortungsbewusste Nutzung des Internets durch Kinder und Jugendliche, betont Zimmer.
Finanziert wird die Arbeit des Kinderschutzbundes vor allem durch den Kreis Unna. Als im vergangenen Jahr der „Sparkommissar“ die Bücher des Kreises Unna unter die Lupe genommen hatte, habe man um die weitere Existenz gefürchtet. Doch inzwischen hat der Kreis die Zahlungen an den Verein bis zum Jahr 2015 gesichert. „Das reicht aber noch nicht ganz. Wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen“, so Zimmer.
Angewiesen ist aber der Kinderschutzbund auch auf das ehrenamtliche Engagement. So arbeiten für das Sorgentelefon 15 bis 20 Personen aus sehr unterschiedlichen Berufen mit, die vom Kinderschutzbund aus- und danach regelmäßig weitergebildet werden. Kinder und Jugendliche, die dort anrufen, können sicher sein, dass die Gespräche, soweit sie es wünschen, völlig anonym verlaufen.
Das geht soweit, dass der Anruf nicht nur kostenlos ist, er taucht darüber hinaus auch nicht in den Einzelverbindungsnachweisen der Telefonanbieter auf. Eltern können deshalb so nicht in Erfahrung bringen, ob ihre Kinder die „Nummer gegen Kummer“ gewählt haben.