Schalksmühle. .
„Wie können wir unsere Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen?“…Hinweise und Verhaltensvorschläge bekamen Eltern und Erziehende von Kriminaloberkommissarin Petra Reinwald. Das Familienzentrum Heedfeld-Stallhaus hatte in Zusammenarbeit mit dem Kommissariat Vorbeugung des Märkischen Kreises zu einer Informationsveranstaltung in die Grundschule Spormecke eingeladen.
Die zahlreichen Besucher bekamen ihre vielen Fragen strukturiert und mit kleinen, eingängigen Szenen unterlegt von der versierten Fachfrau beantwortet und verdeutlicht. Im ersten Teil des zweistündigen Referats ging sie auf den sexuellen Missbrauch/Gewalt im Detail ein. Kampagnen wie: „Wer das Schweigen bricht, bricht auch die Macht des Täters“, sorgen in der Öffentlichkeit für Aufklärung. Sexueller Missbrauch ist vorbereitet und geplant. Der Täter benutzt List und Tücke, erzeugt Angst durch Autorität.
Auch ohne direkt körperlichen Kontakt kann es zum Missbrauch kommen, durch beispielsweise fotografieren, Filmen, eigene Befriedigung des Täters. Zwei Drittel der Täter sind im Bekannten-, Freundes- und Familienkreis zu finden. Auf einen angezeigten Missbrauch kommen zehn ungemeldete Fälle, so die Einschätzung der Fachleute. Immer wieder stellte Reinwald überzeugend kleine, gut vorstellbare Szenen im Umfeld der Kinder nach. „Der Täter informiert sich über Bedürfnisse, macht Angebote. Dafür will er dann etwas zurück Die gegebene Zuwendung und Zuneigung manipuliert das Kind; - einerseits bekommt es etwas, muss also auch etwas zurück geben. „Einerseits liebt es den Trainer und möchte den Spaß, will aber nicht das Unangenehme weiter haben. Die Opfer brauchen jemand, der ihnen glaubt! Solche Sachen denken Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter sich nicht aus“, betonte Reinwald.
Telefonieren üben
Petra Reinwaldt gab den Eltern eine Reihe von Empfehlungen. Sie rät dazu, mit Kindern das Telefonieren nach Hilfe zu Üben, die Mädchen und Jungen wichtige Telefonnummern auswendig lernen zu lassen.
Kinder sollten - wenn möglich – in der Gruppe zur Schule oder Sport usw. gehen.
Kinder sollten angeleitet und ermutigt werden, bei Gefahrensituationen gezielt einfach Erwachsene um Hilfe anzusprechen und Annäherungsversuche laut abzuwehren.
Unter www.polizei.nrw.de/maerkischer-kreis/start sind die Themen noch einmal nachzulesen. Rückfragen beantwortet Kriminalhauptkommissarin Petra Reinwald unter 0 23 71 - 91 99-65 06.
Im zweiten Teil gab sie Tipps. „Was können wir als Gesellschaft tun, ohne unsere Kinder zu ängstigen?“ „Das ist mutig, dass du mir das erzählst. Ich glaube dir, wir unternehmen gemeinsam etwas dagegen“, so oder ähnlich sollten die Schilderungen des Kindes angenommen werden, erfuhren die Anwesenden. Nicht immer sprechen die Kinder mit den Eltern über die Erlebnisse. Täter/Täterinnen haben ein zweites Gesicht, man sieht es ihnen nicht an. Als eindrucksvolle Antwort auf die Frage: Warum schweigen die Kinder so lange? rückte Reinwald einen Stuhl zurecht.
„Wer kommt denn jetzt einmal zu mir und erzählt mir sein unangenehmstes, schwierigstes sexuelles Erlebnis?“ Nach ein paar Augenblicken unangenehmen Schweigens verdeutlichte sie weiter: So fühlen sich eben die Kinder auch. Verdrängung, Bagatellisieren, Abwehrhaltung sind ganz normale Reaktionen.
„Kinder sollten lernen, sich bei unangenehmen Gefühlen bemerkbar zu machen“, empfiehlt Petra Reinwaldt Eltern sollten auch von ihren eigenen Ängsten und Erlebnissen sprechen. So könnten Kinder auch bei Mobbing, Erpressung und anderen Übergriffe leichter Hilfe suchen“, sagte sie.