Kamen-Methler. .

Radpolo. Fahrrad fahren ohne Bremsen. Ach wieso denn nicht? Was soll daran denn so schwer sein, dachte ich mir im ersten Moment. Doch dieser Gedanke verschwand schnell. Denn, wenn man erst einmal auf dem Drahtesel sitzt und verzweifelt versucht nicht umzufallen (geschweige denn irgendwo dagegen zu fahren), hat man nicht mehr das Gefühl, es wäre simples Radfahren

Genau mit diesen und vielen weiteren Problemen hatten Franzi und ich zu kämpfen, als wir zum ersten Mal in unserem Leben Radpolo ausprobieren wollten. In der Sporthalle, in der der Radsportverein (RV) Wanderlust Methler jede Woche Mittwoch trainiert, sollte das ganze Spektakel stattfinden.

Die Füße dürfen nicht abgesetzt werden

Nicole, Sabrina, Samantha und Lisa wiesen uns kurz in die wichtigsten Regeln ein: ,,Die Füße dürfen auf keinen Fall abgesetzt werden. Das wird dann so wie ein Foul gewertet.’’

Das war schon einmal das erste Problem. Wie soll ich denn bremsen oder drehen? Das mach ich doch immer mit der Unterstützung meiner Füße. Panik kam auf, schon bevor ich überhaupt auf dem Sitz des Gefährtes Platz genommen hatte. Ich stieg auf und stöhnte sogleich über diese unbequeme ,,Männerfahrradstange’’ zwischen meinen Beinen.

Fahren ohne Schläger schaffte ich ja noch gerade so, doch als Samantha mir den Schläger in die Hand drückte, wurde die ganze Angelegenheit erheblich wackeliger. Um stehen bleiben zu können wurde mir empfohlen, mich auf den Schläger zu stützen. Ich umklammerte diesen fast krampfhaft, was ich am nächsten Tag deutlich in meinen Fingern spürte.

Also das, was die Mädchen hier seit Jahren auf ihren maßgeschneiderten Rädern betreiben - und das immerhin in der 2. Bundesliga - ist alles andere als leicht. Ein Radpolorad kostet übrigens so um die 2000 Euro - nicht unbedingt billig. Doch natürlich muss man nicht sofort in ein eigenes Fahrrad investieren, wenn man sich entscheidet Radpolo zu spielen.

Die Räder erinnern mich an die typischen Holland-Räder. Sie sind bunt und haben große, weiche Sitze, nicht zu vergleichen mit den harten Schaumstoffdingern normaler Fahrräder. Zwei Mal sieben Minuten müssen die Mädels Vollgas geben und das nur in Teams, bestehend aus zwei Spielern. Einen festen Torwart gibt es also nicht wirklich.

Insgesamt spielen 12 Mannschaften in der 2. Bundesliga mit vier Spieltagen pro Saison. ,,Ich spiele es jetzt schon seit zehn Jahren und es macht immer noch total Spaß’’ erzählt Samantha.

Die vier Mädels sind durch ihre Familie und durch Verwandte auf den außergewöhnlichen Sport gestoßen und wollen nun nicht mehr ohne.

Neue Spielerinnen sind immer willkommen

Eine weitere Regel heißt: ,,Den kleinen Halbkreis vor dem Tor darf man nicht betreten wenn man versucht ein Tor zu machen. Dann ist das Tor ungültig.’’ Ihr werdet es mir nicht glauben, aber als ich doch tatsächlich einmal den tennisballgroßen Ball in das kleine Viereck befördert hatte, stand ich mitten im Halbkreis und die Füße waren auf dem Boden. So ein Mist, doch für mich war das Tor mein absolutes Highlight, egal ob Regeln gebrochen oder nicht.

So fuhr ich happy geradeaus auf Franzi zu und bums – total vor die Absperrung der Spielfläche. Natürlich lachten mich alle total aus. Aber immerhin hatte ich ein Tor gemacht – hah!

Danach legten dann die vier Spielerinnen eine kleine Stuntshow ein, inklusive Pirouetten und Sprünge. Franzi und ich waren total beeindruckt. Wir waren uns einig: Man darf auf jeden Fall keine Angst vor blauen Flecken haben und man sollte Geduld und Ehrgeiz mitbringen, da es seine Zeit braucht, bis man das Rückwärtsfahren oder das Drehen beherrscht, doch die blauen Flecken sind es auf jeden Fall wert!

Die Radpolo-Mädels würden sich auf jeden Fall über Nachwuchs freuen, das Alter ist relativ schnuppe.