Kamen.

Bis vor wenigen Minuten waren sie noch seine Kumpel. Jetzt behandeln sie ihn wie Luft. Sie stehen zusammen und lästern laut über ihn. Er hat keine Chance, in den Kreis einzudringen. Immer wieder schubsen sie in weg und lachen ihn aus. „Das war schon ein blödes Gefühl“, meint er. Diese Mobbing-Situation war zum Glück nur ein Spiel. Erlebt hat er solche Situationen aber schon einmal in Realität. „Damals konnte ich mir selbst helfen – es war trotzdem unangenehm.“

Erlebt haben fast alle, die sich am Freitag im Jugendkulturcafé versammelten, Mobbing schon einmal. „Bei mir haben sie es schon mal versucht, als ich noch jünger und etwas dicker war“, erzählt ein Besucher. „Ich habe aber einfach nicht reagiert und irgendwann hörte es dann auf“, sagt er. Belastend war es trotzdem. Wie auch für Lena Hoffeld. Sie kleidet sich dunkel, trägt dunkle Schminke. „Als ich so das erste Mal in die Schule kam, tuschelten viele und es kamen blöde Kommentare“, erinnert sie sich. Freunde hat sie dadurch verloren. Es brauchte viele Gespräche, bis sie sich gegen manche Angriffe durchsetzen konnte. Deshalb hatte sie auch die Idee, einen der inzwischen regelmäßigen Thementage im JKC dem Thema „Mobbing“ zu widmen. Eben weil so viele Jugendliche gerade in der Familie betroffen sind.

„Viele wissen sich in solchen Situationen einfach nicht zu helfen“, weiß die 16-Jährige, die sich im JKC auch ehrenamtlich engagiert. Lena Hoffeld will, dass Betroffene lernen, wie sie sich selbst helfen können. Tagelang hat sie im Internet recherchiert, Fachzeitschriften gewälzt. Ein randvoller Vortrag ist das Ergebnis. Über psychische und physische Gewalt. Darüber, dass Schüler plötzlich Gerüchte verbreiten, Geheimnisse weitererzählen, gemeine SMS schreiben. Warum das passiert, kann einfach nur Zufall sein. Manchmal reicht ein ungewöhnliches Aussehen, ein anderer Geschmack oder die Herkunft aus einem anderen Land.

Oft hat aber derjenige, der das Mobben beginnt, das eigentliche Problem. Angst vor dem Anderssein, Eifersucht und Neid – oder er/sie sucht einem Sündenbock. Für die Betroffenen kann es bis zur Demütigung getrieben werden. Wie schlimm das ist, zeigt Lena in kleinen Rollenspielen. Erst wird jemand ausgegrenzt und kommt in eine Gruppe nicht mehr hinein. Dann wird jemand umzingelt und herumgeschubst. „Mobben ist viel leichter, als selbst das Opfer zu sein“, stellt ein Teilnehmer erstaunt fest. Auch das will Lena vermitteln.

Ihre Mutter Irmgard Hoffeld erlebt die Folgen oft genug bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit für den Kinderschutzbund bei der „Nummer gegen Kummer“. Deshalb unterstütze sie ihre Tochter bei diesem Thementag, indem sie Aus- und Lösungswege vorstellte. Ihre wichtigsten Tipps: „Betroffene dürfen sich auf keinen Fall zurückziehen. Sie müssen sich Vertraute suchen und vor allem mit den Verursachern reden.“ Ein Teilnehmer hat bei einem Freund erlebt, wie effektiv das ist. „Jemand begann ihn zu mobben. Wir als Freunde unterstützten ihn uns sorgten so dafür, dass der Versuch keine Chance hatte.“ Genau so muss es sein.