Ergste. .

„Es ist schon komisch, dass heute hier alles offen ist“, befand Gabriele Harms. Sie muss es wissen. Seit elf Jahren leitet sie die Justizvollzugsanstalt in Schwerte-Ergste und hatte am Samstag zu einem Tag der offenen Tür geladen.

Das Angebot wurde genutzt. Schon um kurz vor Zehn war der Parkplatz vor der JVA fast bis auf den letzten Platz besetzt, vor dem Eingangsportal hatte sich eine Menschentraube versammelt. Dazu gehörten der Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek (SPD), der Landtagsabgeordnete Wolfram Kuschke (SPD), die stellvertretenden Bürgermeister Ursula Meise (SPD) und Jürgen Paul (CDU), die SPD-Fraktionsvorsitzende Britta Santehanser und der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes, Michael Schlabbach, der bekanntlich auch Vorsitzender im Beirat der JVA ist. „Wir schätzen, dass uns gut und gerne 3000 Menschen besucht haben“, erklärte Gabriele Harms zufrieden.

Livemusik
und Theater

40 Jahre alt ist die Anstalt in Schwerte in diesem Jahr geworden. Für den runden Geburtstag hatten sich Gabriele Harms und ihre Mitarbeiter einiges einfallen lassen. Es gab einen Rundgang mit 36 Stationen, Livemusik der Gefangenenband „Lost Souls“ (guter Job, Jungs!), Auszüge aus dem neuen Stück des „theaterlabors schwerte“ namens Judas, Filme aus dem Projekt „Podknast“, eine Kinderolympiade in der großartig ausgestatteten Sporthalle und viele, viele Informationen über den Knast und seine Einrichtungen.

So erfuhren die zahlreichen Besucherinnen und Besucher auch etwas über die Historie. Kaum einer weiß, dass die JVA Schwerte ursprünglich als Vollzugsanstalt für Männer und Frauen geplant war. Dann wurde sie aber doch eine Einrichtung des geschlossenen Männervollzugs. 364 Haftplätze befinden sich nach der Erweiterung 2004 hinter den Gefängnismauern. Besondere Behandlungsschwerpunkte sind die Sozialtherapeutische Abteilung, drei Wohngruppen für junge Straftäter mit sozialem Training und Antigewalt-Training, eine Abteilung für die Vorbereitung auf Drogentherapien und eine Schulabteilung. Das alles passt zu den gefangenenbezogenen Zielen, die sich die JVA gesetzt hat.

Vielfältiges
Freizeitangebot

Unterschiedlich und vielfältig sind die Freizeitangebote in der JVA. „Wir haben eine Menge davon“, erklärte Gabriele Harms nicht ohne Stolz. Angebote wie Kochen, Yoga, Theater, Sport, Kunst- und Garten-AGs oder Männergruppen sind zugeschnitten auf unterschiedliche Menschen und ihre Bedürfnisse.

Wolfram Kuschke und Britta Santehanser versuchten sich an der Produktion von Wäscheklammern – gar nicht so einfach! Die Profis schaffen knapp neun in einer Minute. Aber hinter den Gefängnismauern passiert so viel mehr. Neben dem Arbeitsbetrieb der Schwerter Gießerei Hundhausen befindet sich die Hauswerkstatt, die Wäscherei, die Wäschekammer, Küche, die Schreinerei, in der eine Bank für eine Schwerter Realschule entstanden ist und die auch private Aufträge erledigen kann.

Nicht zu vergessen die Arbeitstherapie. Hier soll das Medium Arbeit psychisch, physisch oder sozial auffälligen Gefangenen Hilfestellungen zur Problembewältigung geben, um so wieder eine normale Arbeitsfähigkeit zu erlangen. Jeder kann diesen Bereich in Anspruch nehmen, Produkte werden auch nach Wunsch gefertigt. Das ausgestellte Angebot am Samstag war vielfältig. Gabriele Harms entschied sich für einen Keramikfrosch. Für den Garten. Aber einen mit Krone.