Dorsten. .

Für die Funktion einer Knie-Prothese wählt Dr. Dirk Schulze Bertelsbeck beim WAZ-Medizinforum den automobilen Vergleich: „Sie muss gut eingebaut sein. Es ist wie beim Auto. Wenn die Spur gut eingestellt ist, hält der Reifen länger“, so der Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Elisabeth-Krankenhaus und in den Katholischen Kliniken Ruhrgebiet Nord (KKRN).

„Kaputte Knie – Was nun?“, lautete die Frage zum Medizin-Thema. Die Antworten, verständlich vermittelt und anschaulich dargestellt mit Videos und Bildern aus dem OP, stießen auf großes Interesse. Ausverkauft war der Saal in der „guten Stube“ am Marktplatz beim Medizinforum, zu dem die Dorstener WAZ-Redaktion in Kooperation mit dem Trägerverein Altes Rathaus und dem Elisabeth-Krankenhaus eingeladen hatte.

Schmerzen im Knie – ein Volkskrankheit vor allem bei der älteren Generation: „Etwa 80 Prozent der über 65-Jährigen leiden daran“, so Oberarzt Dr. Magdy Ramzy, der über konservative Behandlungsmethoden referierte. Schleimbeutel, Meniskus, Knorpelschäden und Gelenkentzündungen, die Ursachen sind vielfältig. Mit 280 000 Fällen pro Jahr ist die Kniegelenksspiegelung die in Deutschland am häufigsten durchgeführte OP. 330 000 Patienten werden wegen Arthrose des Kniegelenks operiert, über 150 000 Knie-Prothesen werden jährlich eingesetzt.

Das sei jedoch erst das Mittel der Wahl, „wenn jeder Gang zur Qual wird“, so Dr. Schulze Bertelsbeck. Andere Therapie-Möglichkeiten sind dann ausgeschöpft. Medikamente können leichte Beschwerden lindern, auch Cortison-Spritzen, Physiotherapie kann Muskelaufbau fördern, Entspannung bewirken. Vorbeugen sollte der Mensch, damit Schäden gar nicht erst entstehen: „Nicht zu schwer tragen, keine hohen Absätze tragen, abnehmen, Sport treiben“, empfiehlt Dr. Ramzy.

Nicht nur Verschleiß, auch Unfälle können das Knie verletzen. Das Thema von Oberarzt Dirk Schäfers vom Marler Marienhospital. Nähen, mit Pins und Ankern fixieren oder teilweise entfernen – das geht bei Meniskus-Verletzungen. Ersetzen lassen sich die Scheiben zwischen Ober- und Unterschenkel bislang nicht. Schäfers: „Es gibt kein etabliertes Verfahren.“

Eine körpereigene „Ersatzplastik“ bauen die Chirurgen bei Kreuzband-Rissen. Das Gewebe, aus dem Außenband entnommen, wird im Knie eingesetzt. Eine knifflige Angelegenheit. „Man sollte auf eine Klinik setzen, die viele Kreuzbänder operiert“, empfiehlt der Oberarzt.

Infektionen, die den Operationserfolg zunichte machen, waren ein großes Thema für Besucher und Referenten des Medizinforums. „Das Kniegelenk ist sehr sensibel“, so Dr. Dirk Schulze Bertelsbeck. Der Hygiene im OP wie in der Nachsorge gelte große Aufmerksamkeit: „Bislang geht unsere Infektrate gegen Null.“