Dorsten. .
Über den Prozess gegen Adolf Eichmann vor 50 Jahren und seine komplexe politische Bedeutung spricht Dr. Annette Leo aus Berlin am Freitag, 13. Mai, um 19.30 Uhr im Jüdischen Museum. Der Vortrag ist eine Veranstaltung von Museum, Trägerverein Altes Rathaus und VHS.
An den Eichmann-Prozess in Jerusalem vor 50 Jahren wird derzeit vielerorts erinnert. Er gilt als Beginn einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der israelischen Gesellschaft.
Aber der Prozess war ein internationales Ereignis – alle wichtigen Zeitungen berichteten ausführlich über das Geschehen im Gerichtssaal.
Dieser Schritt der „Vergangenheitsaufarbeitung“ hatte innerdeutsche Brisanz: Wie der Umgang mit der NS-Vergangenheit und ihren Verbrechen auszusehen habe, war bis in die 70er Jahre ein erbitterter Streitpunkt zwischen beiden deutschen Staaten. Der Prozess gegen Eichmann wurde zum Brennpunkt dieser Auseinandersetzung. Die DDR versuchte, den Bonner Staatssekretär Globke symbolisch mit auf die Anklagebank zu setzen und damit die Bonner Republik und ihren Umgang mit NS-Tätern und -Mitläufern.
Dr. Annette Leo berichtet über die Ereignisse und die Interessenlagen im Hintergrund dieser komplizierten Monate. Sie hat sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und publizistisch mit der Geschichte des DDR-Antifaschismus sowie Fragen des Gedenkens beschäftigt.