Kamen. .

Die Fälle von Cybermobbing häufen sich. Dabei ist das Bloßstellen im Internet kein Kavaliersdelikt. Jeder vierte deutsche Jugendliche wird laut einer aktuellen Studie im Internet gemobbt. Die Kamener Schulen setzen auf Prävention.

Dabei finden die eigentlichen Aktionen nicht auf Schulhöfen oder in Pausenhallen statt, sondern zu Hause im Kinderzimmer. Denn Cybermobbing endet nicht nach der Schule oder dem Sportverein.

Opfer können Attacke nur schwer entrinnen

Der Täter kann 24 Stunden pro Tag sein Opfer kontrollieren, warnen Experten. Auch Abschalten des eigenen Computers oder des Handys helfen wenig, da in dieser Zeit Nachrichten, Kommentare und Fotos anonym an andere weitergeschickt werden können.

Diese Erfahrung musste auch eine 16-jährige Schülerin aus dem Kreis machen, die verständlicherweise namentlich nicht genannt werden möchte. Sie schreibt gute Noten, ist beliebt. Trotzdem wird sie Opfer von Mobbingattacken: „Am Anfang fing alles ganz harmlos an, mit komischen Kommentaren unter meinen Bildern“, erzählt sie. „Im Laufe der Zeit ging das dann aber soweit, dass mein Name unter der Rubrik „Ich mag nicht“ bei anderen Usern stand. Das war schon ziemlich hart. Immer, wenn ich den Computer angemacht habe, wurde ich damit konfrontiert.“ So wie ihr geht es vielen Schülern.

Deswegen werden speziell in den sechsten und siebten Klassen an allen Kamener Schulen Präventionsmaßnahmen getroffen. In Theaterstücken und Unterrichtsbesuchen lernen die Kinder über Cybermobbing und Chatten, wie man sich ein sicheres Profil anlegt und was man tun kann, wenn man in die Internetfalle tappt.

Das Problem: Der Täter kann anonym agieren. Oft wissen die Opfer nicht, wer sie so verfolgt. So auch der Fall der 13-jährigen Megan Meier in den USA, die sich 2006 nach Cybermobbingattacken im Keller ihres Elternhauses erhängte. Der Täter, der sich als ein 16-jähriger, gut aussehender Teenager ausgab, stellte sich am Ende als eine alte ehemalige Freundin von Megan heraus. Sie hatte über Monate hinweg Kontakt zu Megan aufgebaut, um sie dann mit wüsten Beleidigungen zu verfolgen.

Der Fall der 16-jährigen Schülerin aus dem Kreis Unna hat zum Glück ein glimpflicheres Ende gefunden: „Ich habe gemerkt, wenn ich die Täter ignoriere, biete ich keine Angriffsfläche mehr“, erklärt sie. „Mit der Zeit wurde ihnen die ganze Aktion langweilig.“

Täter gehören oft zum persönlichen Umfeld

Doch alleine schaffen es nur wenige Jugendliche. „Meistens melden sich Lehrer oder Eltern bei uns“, sagt Andreas Hunke vom Schulpsychologischen Betreuungsdienst. Der Betreuungsdienst kümmert sich gezielt um Opfer von Mobbingattacken. Denn oft gehören die Täter im Internet zum näheren Umfeld der Opfer.

Hunke: „Wir konfrontieren dann die Täter mit den Vorwürfen. Es ist wichtig, die Klasse einzubinden und sie zu informieren.“