Plettenberg. .

Die Novelis Deutschland GmbH, immer auf der Suche nach qualifizierten Facharbeitern, hat ihr Personal aufgestockt. Im Werk Ohle des Unternehmens für Aluminium-Walzerzeugnisse wurden vor Wochenfrist gleich fünf Kräfte eingestellt – Kamerunschafe. Der Arbeitsauftrag an die Herde der hochmotivierten Kollegen Määhh lautet: Landschaftspflege.

Solche Angestellte wünscht sich jeder Chef: Sie fordern kein Gehalt und keinen Blaumann, lediglich Unterkunft, Fressen, ein bisschen Zuneigung und Pflege; sie kennen weder „blauen Montag“ noch Gewerkschaft; und sie tragen ganz erheblich zur Verbesserung des Betriebsklimas bei.

Frühstückspause
im Streichelzoo

„Seit ihrem Dienstantritt sind die Schafe Thema Nummer 1 unter einer erheiterten Belegschaft“, wissen die Novelis-„Schäfer“ Jens Barwich und Norbert Tillwikat. Da gehe es zur Frühstückspause im Garten der Betriebskantine inzwischen zu wie im Streichelzoo. Und die Anfrage nach Nach-Feierabend-Führungen zum „Schafe gucken“ steige rapide.

Eigentlich sind Dipl.-Ing. Barwich und Tillwikat bei Novelis in der Abteilung Anlagenplanung und Instandhaltung tä­tig. Nach ihrem Verbesserungsvorschlag, durch die Haltung ebenso robuster wie genügsamer Kamerunschafe die Kosten für die Pflege von rund 12 000 Quadratmetern Grünfläche auf dem Betriebsgelände durch einen externen Gärtner sparen zu können, sind sie im Nebenjob zu Schäfern geworden.

Wohl bald zu Schafzüchtern. Denn zwei der vier Muttertiere sind bereits hochträchtig. Und wenn der einzige Bock im Landschaftspflegeteam von Novelis, ein putzmunteres junges Kerlchen mit (noch) kleinen, spiralförmig gedrehten Hörnern, etwa im September ge­schlechtsreif wird, dürfte die Herde rasant wachsen. „Ka­merunschafe können zweimal pro Jahr ab­lammen“, weiß Tillwikat, der in seiner Jugend erste Erfahrungen mit der Schafhaltung sammelte.

Anhängliche Tiere

Kamerunschafe stammen ursprünglich aus Afrika, sind äußerst anspruchslos und extensiv zu halten, sind von Natur aus etwas scheu, werden aber schnell anhänglich.

Das Besondere an dieser Rasse ist, dass sie keine Wolle im eigentlichen Sinne haben und somit auch keine Schur erforderlich ist. Zum Winter hin bekommen sie ein dichtes Fell, das im Frühjahr abgestoßen wird. Dann haben sie ein glattes Haar, und Farbabzeichen kommen zur Geltung.

Die weiblichen Tiere sind hornlos, nur die Böcke bilden sichelförmige Hörner und eine Mähne aus.

Als Liebesnest steht jedenfalls ein solide gezimmerter Schafstall zur Verfügung, perfekt ausgestattet mit Stroh, automatischer Wassertränke, Licht und Infrarotwärmelampe für kalte Wintertage. Denn echte Schafswolle tragen die eher Ziegen ähnelnden Kamerunschafe nicht, müssen also auch nicht geschoren werden. „Mit Schafswolle ist heutzutage ohnehin kein Profit zu machen“, sieht Tillwikat in dieser Hinsicht keinen neuen Absatzmarkt für Novelis.

Bald winkt Zuwachs im
Betriebs-Wildgehege

Bei Anschaffungspreisen zwischen 30 und 70 Euro pro Schaf dürften sich die Landschaftspfleger für Novelis schnell bezahlt machen. Auch wenn das Zurück-zur-Natur-Projekt, das Schule machen sollte, nur unwesentlich gefördert wird (Barwich: „Ein paar Cent pro Schaf“), ist auch Ge­schäftsführer Burkhard Schmitz begeistert von der Idee. „Vielleicht halten wir demnächst auch noch Heckrinder und Dülmener Wildpferde“, denkt er schon augenzwinkernd über eine Erweiterung des Betriebs-Wildgeheges in Ohle nach.

Nein, sagt Norbert Tillwikat, Namen hätten die fünf sofort handzahmen Kollegen noch nicht. „Vielleicht nennen wir sie Rosmarin, Thymian, Liebstöckel. . .“ Dass in der Fabrikhalle direkt neben dem Schafsgehege die Alu-Grillschalen aus Novelis-Produktion lagern, sei aber reiner Zufall.