Lünen. .
Werksschließungen beim Brot- und Backwarenunternehmen Lieken machen den Lüner Beschäftigten Sorgen. Hier wurde gestern eine so genannte Warnwache gehalten – „für 480 Arbeitsplätze, deren Erhalt sich lohnt“, erklärte Manfred Sträter von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.
Vor dem Werkstor an der Wethmarheide informierte er mit Thomas Schäfers, Vorsitzender des Betriebsrats in Lünen und an zwei weiteren Standorten, und einigen Helfern über die kritische Situation. Die Mitarbeiter aus dem Produktions- und Logistikbereich der Brotfabrik waren dabei jeweils zum Schichtwechsel zum Gespräch und Imbiss eingeladen – die Arbeit im Werk verlief regulär, es handelte sich nicht um einen Warnstreik. „Der Begriff Mahnwache für die Aktion war uns zu pathetisch, deshalb haben wir sie Warnwache genannt“, erklärte Sträter. „Auch um deutlich zum machen: Wir haben begriffen, es hätte genauso gut uns treffen können, wir wollen ein Konzept zum Erhalt aller Arbeitsplätze und nicht gegeneinander ausgespielt werden.“
Zu personellen oder produktionstechnischen Veränderungen am Standort Lünen „liegen mir keine Informationen vor“, sagte auf Anfrage Daniela Lützeler von der Düsseldorfer Pressestelle der Lieken AG. Derzeit sei nichts zu befürchten. Die Schließung der Backfabriken in Achim bei Bremen mit rund 150 Beschäftigten und in Bernau bei Berlin mit etwa 190 Arbeitnehmern sei „unumkehrbar“. Grund seien „kurzfristige Veränderungen am Markt“, so Lützeler. „Da sind Kunden weg und die Kapazitätsauslastungen in den Werken gesunken.“
Zu großes Profitstreben kritisiert hingegen Sträter. Seit 2001 habe Lieken elf Werke geschlossen. Die Verantwortlichen in der Barilla-Gruppe, zu der Lieken gehört (siehe Kasten), sollten „darüber nachdenken, ob sie die richtige Vorgehensweise in der Geschäftsleitung haben“. Er forderte „vernünftige Produkte zu vernünftigen Preisen“ und mehr Verantwortungsgefühl gegenüber den Mitarbeitern. „Lieken beschäftigt in erheblicher Weise Leiharbeiter“, so Sträter, auch würden Dienstleistungen ausgelagert.
Um Solidarität zu zeigen, wurden Unterschriften gegen die Werksschließungen gesammelt – eine Geste mit symbolischem Wert. Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer solle aber von Barilla ernst genommen werden, so Sträter. Er kündigte „weitere Schritte“ an. „Wir können auch anders.“