Schalksmühle. .
Der Tschernobyl-Hilfsverein will in Zukunft verstärkt eine Kinder-Poliklinik in der weißrussischen Stadt Gomel unterstützen. Das erklärten die Vorsitzende Heide Bachmann und Vorstandsmitglied Irmtraud Quenzel nach einer Informationsreise in die durch die Atomkatastrophe schwer gebeutelte Stadt. Am Mittwochabend waren sie zurück.
„Da müssen wir was machen!“ Daran ließen die beiden engagierten Frauen im Gespräch mit der Westfälischen Rundschau keine Zweifel aufkommen. Die Zustände dort seien furchtbar. „Mit Abstand das Schlimmste, was ich gesehen habe“, so die Vorsitzende. Der Zustand der sanitären Anlagen sei unbeschreiblich. Zuständig ist die Klinik für 14 000 Gomelner Kinder, dazu kommen Jungen und Mädchen aus den Dörfern in der Umgebung. Die Geräte seien 20 Jahre alt, für Untersuchungen stehe ein einziges Mikroskop zur Verfügung. „Davor stehen die Ärzte Schlange“, hat Heide Bachmann beobachtet. Erste schnelle Hilfe: Der Verein stellte Geld für drei weitere Mikroskope zur Verfügung. Das optische Gerät müsste bereits im Einsatz sein. Heide Bachmann: „Als wir gesagt haben, dass wir hier in Zukunft helfend einsteigen wollen, hat die Klinikleiterin vor Freude geweint.“
Medizinisches Gerät für 33 000 Euro hat der Tschernobyl-Hilfsverein in medizinische Apparaturen investiert. Die Geräte wurden vor Ort gekauft, sie stammen aus chinesischer Produktion. Eigentlich sieht es die Regierung Lukaschenko lieber, wenn die Geräte aus weißrussischen Unternehmen kommen. „Aber“, so Bachmann, „die sind Schrott.“
„Wir wollten nachprüfen, ob unsere neue Art der Hilfe funktioniert“, erklärten Heide Bachmann und Irmtraud Quenzel. Und es funktioniert. Die Lungenklinik hat im Januar einen Blutanalysator bekommen. Seitdem sind schon 7000 Untersuchungen erfolgt.
Ergebnisse viel
schneller vorhanden
Drei bis vier Tage mussten Patienten auf die Ergebnisse vorher warten - jetzt geht’s viel schneller. Fälle von Tuberkulose werden in der Klinik sehr oft behandelt. Auch bei Strafgefangenen. Die allerdings bleiben in einem gesonderten Gebäude, bis sie sterben. Der Schalksmühler Verein will auch in dieser Klinik helfen. Er will spezielle Atemmasken zur Verfügung stellen (davon werden in der Klinik täglich über 350 gebraucht) und weiteres Verbrauchsmaterial. Die UNO-Hilfsorganisation sorgt dafür, dass die Außenarbeiten des riesigen Komplexes erledigt werden, die Klinikleitung selbst setzt auf erhöhte Hygiene durch verstärkten Luftaustausch, um TBC-Infektionen einzudämmen.
Die Zahnklinik in Gomel sei eine einzige Freude, strahlt Heide Bachmann. Hier liegen die Anfänge des Engagements des Schalksmühler Hilfsvereins. Im Laufe der Jahre wurden hier zehn Behandlungsstühle installiert. Sieben oder acht sind noch in Betrieb. Ein weiterer Stuhl konnte jetzt übergeben werden. Fazit: „Alles ist noch wunderbar in Schuss, die Sachen werden gepflegt.“
Eine Kinderklinik in Gomel wurde mit je einem Urin- und Blutanalysator bedacht. „Da herrschte große Freude“, haben die Schalksmühlerinnen festgestellt. Die langen Wartezeiten für die Patienten würden sich enorm verkürzen.
Der Tschernobyl-Hilfsverein will den jetzt eingeschlagenen Weg der Hilfe weiter gehen. Was dringend benötigt wird, wird mit Spendengeldern in Weißrussland über vertrauenswürdige Kontaktpersonen gekauft. Damit umgeht man die irrwitzigen Zollbestimmungen.