Märkischer Kreis. .

Ein Gespenst geht um im Märkischen Kreis – das Gespenst des Fachkräftemangels. Kaum eine Veranstaltung in diesen Tagen, bei der nicht vor dem drohenden Mangel an qualifizierten Mitarbeitern gewarnt wird. Was in großen Teilen der märkischen Industrie angesichts von knapp 16 000 Arbeitsuchenden noch weit weg scheint, ist im Gesundheitswesen längst Alltag: Selbst gut bezahlte Stellen bleiben unbesetzt.

„Wir sind eine relativ unbekannte und unattraktive Region“, sagt eine, die es wissen muss. Nadine Möller ist Geschäftsführerin der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen mit Sitz in Altena. Aus ihrer täglichen Arbeit weiß sie nur zu gut, wie schwer es ist, junge Mediziner für die Arbeit im ländlichen Raum zu begeistern.

Not macht
erfinderisch

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Im Hochsauerland, wo die Lage noch angespannter ist, rühren niedergelassene Ärzte und Kliniken mittlerweile gemeinsam die Werbetrommel für Südwestfalen. Auf der Internetseite www.doktorjob.de beschreiben sie die Schönheit des Sauerlandes und listen gleich auch noch alle unbesetzen Stellen in den Krankenhäusern auf. „Selbst über Facebook und Twitter werden inzwischen junge Ärzte angelockt“, berichtet Nadine Möller. Noch einen Schritt weiter geht der regionale Weiterbildungsverbund, an dem zurzeit im Märkischen Kreis gestrickt wird. Mit einem maßgeschneiderten Ausbildungsplan soll jungen Assistenzärzten der rote Teppich ausgerollt werden. „Ein rundum-sorglos-Paket“, schwärmt die Gesundheitsexpertin.

In der Industrie dagegen sei derartiges noch völlig unbekannt – doch das soll sich nun ändern. Auf einer von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung (GWS) und der Brancheninitiative gemeinsam organisierten Fachtagung (siehe Box) sollen sich die Personalexperten von Industrie und Gesundheitswirtschaft erstmals über den Fachkräftemangel austauschen und voneinander lernen.

Beide Seiten sollen
vom Dialog profitieren

Ein Projekt, das sich durchaus für beide Seiten lohnen kann, wie Jens Sandmeier von der GWS betont. Denn obwohl die Gesundheitsbranche bereits erheblich unter dem Fachkräftemangel leidet, sehen die Wirtschaftsförderer auch dort noch Handlungsbedarf. So seien zum Beispiel Patenschaften mit Schulen, wie sie viele Industriebetriebe pflegen, für Kliniken noch „total unbekannt“, berichtet Nadine Möller.

Und auch Duale Studiengänge suche man im Gesundheitswesen vergeblich, ergänzt Jens Sandmeier. Aus Sicht der beiden Wirtschaftsexperten ist nicht nachvollziehbar, warum die Studiengänge in der Medizin noch immer so „extrem traditionell“ ausgerichtet sind und niemand bereits ist, angesichts des Medizinermangels wenigstens am Numerus Clausus zu rütteln.