Unna. .

„Wir können fast unsere Uhren danach stellen“, sagt Friedrich Hellwig, „jeden Freitag- und Samstagabend starten jetzt ab 22 Uhr die illegalen Autorennen über den Ring, und wir Anwohner kriegen bis gegen zwei Uhr Früh kein Auge mehr zu.“

Der 71-Jährige ist vor fünf Jahren mit Ehefrau Jutta (69) an den Käthe-Kollwitz-Ring in eine schmucke, seniorengerechte Wohnung gezogen. „Unser Altersruhesitz – nur dass wir am Wochenende keine Ruhe mehr haben, da unser Schlafzimmer direkt zum Ring hinausgeht.“

Nicht nur das Paar ist genervt, auch die umliegenden Nachbarn. „Wir alle, die hier oben ein Haus oder eine Wohnung am Ring haben“, bestätigt Johannes Weber. Der 75-Jährige betrieb 30 Jahre lang die heutige Star-Tankstelle an der Ecke Massener Straße und ist Inhaber der Häuser Käthe-Kollwitz-Ring Nr. 23 und 25. „Etwa 2007 haben dann die illegalen Rennen begonnen, zunächst vereinzelt, dann sind sie immer schlimmer geworden.“ Der Parkplatz an der Weberstraße sei mittlerweile am Wochenende fester Treffpunkt für junge Auto- und Motorradfahrer, „die mit bis zu 150 Stundenkilometern über den Ring rasen.“ Immer dann, ergänzt Ehefrau Sigrid (69), „wenn um 22 Uhr die Ampeln ausgeschaltet werden.“ Das sei quasi das Startsignal für die illegalen Rennen.

„Die lauten, aufgemotzten Motoren sind für uns so eine Belästigung wie der Fluglärm für die Massener“, sagt Senior Otto Rühl (84), der eine Etage unter den Hellmigs wohnt.

Natürlich würden sich die Anwohner in der Nacht immer wieder bei der Polizei beschweren und um Hilfe bitten – ohne nachhaltigen Erfolg. „Mir hat ein Polizist auf der Wache gesagt“, so Johannes Weber, „dass sie mit nur drei Streifenwagen für den Großraum Unna und Fröndenberg personell zu unterbesetzt seien, um ständig den Ring am Wochenende zu überwachen.“ Außerdem würde die Polizeipräsenz wenig bringen, da die jungen Leute über Handys vernetzt seien und verschwinden würden, sobald eine Streife auftauche.

Friedrich Hellwig hat an Landrat Michael Makiolla als Polizeichef geschrieben. „Mir wurde geantwortet, dass stärker kontrolliert und Ge-schwindigkeitsverstöße ver-folgt würden, und auch vorsorgende Maßnahmen gegen die Raser in Planung seien.“

Das bringe langfristig wenig, sind sich die Anwohner einig. Sie fordern, die Ring-Ampeln auch in der Nacht einzuschalten und zu überlegen, einen Starenkasten im Raser-Bereich Richtung Südring aufzustellen. Friedrich Hellwig will dazu jetzt das Gespräch mit dem Bürgermeister suchen.

Sigrid und Johannes Weber haben eine schnelle Notlösung gefunden: Sie sind für mehr Nachtruhe vom Schlafzimmer am Ring in das einstige, rückwärtig gelegene Kinderzimmer umgezogen.