Schwerte. .

Ist es nun Sand aus der Sahara, Staub aus Firmenschloten oder treibt die Natur wundersame Blüten? Ursula und Dieter Ackermann wollten es genau wissen, nachdem sich ein dichter gelber Film über die halbe Stadt gelegt hatte. „Als wir ein paar Proben unters Mikroskop gelegt hatten, waren wir uns sicher, dass es sich hier zweifelsfrei um Pollen handeln musste“, berichtet das Ehepaar. Die Konturen, die sie beim Blick durch das Mikroskop sahen, ließen sie über jeden Zweifel erhaben sein. Hier lag Blütenstaub vor, war sich das Ehepaar gewiss. Dieter Ackermann ist Leiter von AGON, Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz.

Mit ihrer Vermutung, das die ungewöhnlich warmen Temperaturen des Frühjahrs die Pollenflut begünstigt haben, liegen die Eheleute goldrichtig. Professor Dr. Thomas Stützel, Direktor des Botanischen Gartens in Bochum erläutert: „Die riesigen Pollenmengen gehen auf Koniferen wie Fichte und Kiefer zurück“, sagt der Wissenschaftler. Eigentlich seien die Bäume erst in zwei oder drei Wochen an der Reihe. Doch die warme Witterung habe den Zeitplan der Natur momentan mächtig durcheinandergewirbelt.

Wenn über mehrere Tage hinweg Temperaturen um die 25 Grad herrschen, legen Fichte und Kiefer los, so der Wissenschaftler. Die Masse an Pollen wiederum sei keineswegs ungewöhnlich. Da aber in den letzten Tagen kein einziger Regentropfen gefallen sei, um die gelbe Schicht hinwegzuspülen, gewinne man den Eindruck, es handele sich um extrem riesige Volumina. Dabei sind es, so Stützel, ähnlich große Mengen wie in den zurückliegenden Jahren auch.

Eine gute Nachricht für alle Allergiker hat der Inhaber des Lehrstuhls für Evolution und Biodiversität der Pflanzen gleich mit im Gepäck: Auf die Pollen von Kiefer und Fichte sind allergische Reaktionen in den seltensten Fällen zurückzuführen. Haut- und Schleimhautreizungen, Husten oder tränende Augen werden in diesen Tagen entweder durch Gräser verursacht oder möglicherweise auch durch Birke und Erle, deren Pollenausbreitung sich aber allmählich dem Ende zuneige, berichtet Stützel.

Da der Pollenflug weiter anhält, bringe es derzeit wenig, Autos oder Fenster zu putzen. Der nächste Schlier lasse nicht lange auf sich warten.