Unna. .

Zeitenwende am Uelzener Weg: Thomas Wiese, seit zehn Jahren Chef und Mehrheitsaktionär der Aluminiumwerk Unna AG, gibt am 30. April seinen Chefposten ab und wechselt zum 1. Mai in den Aufsichtsrat. Alleiniger Vorstand des Aluwerks wird dann Volker Findeisen sein.

Bei einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung teilte Wiese seine Entscheidung gestern Nachmittag mit. Die Mitarbeiter nahmen die überraschende Nachricht ruhig und schweigend entgegen. „Ihr macht es mir leicht, aufzuhören. Ich weiß, dass der Laden auch ohne mich an der Spitze weiterlaufen wird. Ich kann weiter ruhig schlafen“, sagte Wiese.

Seit 28 Jahren gehört Wiese dem Unternehmen an. Mit 16 absolvierte er dort eine Schlosserlehre, wurde Betriebsratsvorsitzender und im Januar 2000 Chef des Aluwerks (siehe Artikel unten). Schon lange hatte der 44-Jährige angekündigt, dass er sich mit 40 Jahren aufs Altenteil zurückziehen werde. Das hat sich vier Jahre nach hinten geschoben. „Das Schlüsselerlebnis war der Tod meines Freundes Winfried Stockmann“, so Wiese. Stockmann, viele Jahre IG-Metall-Chef in Unna und als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und als Mitarbeitervertreter im Treuhandverein des Aluwerks tätig, starb Mitte November vergangenen Jahres. Da reifte bei Wiese der Entschluss, kürzer zu treten. Durch den Tod Stockmanns ist seitdem ein Posten im Aufsichtsrat vakant. „Ich habe zunächst überlegt, meine 20 Jahre alte Tochter Isabell für das Gremium vorzuschlagen.“ Dann habe er sich gedacht, das könne er auch selbst machen und sich so aus dem operativen Tagesgeschäft rausziehen. „Als Aufsichtsrat kann ich immer noch in die Geschicke der Firma eingreifen“, sagt der vierfache Familienvater. Schließlich habe er mal addiert, wie viele Stunden er tatsächlich im Unternehmen für seine Mitarbeiter da sei. „Ich kam auf 20 im Monat. Der Rest waren Gespräche mit Banken oder andere Dinge.“ Diese zwei Arbeitstage will Wiese pro Monat als Sonderbeauftragter für Personal- und Tariffragen noch im Unternehmen leisten. Ansonsten: „Gibt es überhaupt einen richtigen Zeitpunkt, aufzuhören?“, fragte er in die Mitarbeiterrunde.