Essen. .
Um gemischtes Hackfleisch geht es am Dienstag im Essener Prozess gegen Fleisch-Unternehmer Clemens Tönnies nicht. Es geht um die nach Ansicht der Verteidiger rechtsstaatlichen Grundsätzen widersprechende Arbeit eines Staatsanwaltes.
Bernard Südbeck (45) ist heute Chef der Staatsanwaltschaft in Aurich. 2005 saß er noch in Oldenburg, bearbeitete Ermittlungen rund um größere Schlachthöfe. Ein Verfahren führte er gegen einen mittlerweile verstorbenen Mitarbeiter von Tönnies wegen Bestechlichkeit und anderen Delikten. Dieser Mann bat irgendwann mit seinem Anwalt um ein Gespräch und warf Clemens Tönnies üble Machenschaften bei der Fleischproduktion vor. Um Vertraulichkeit bat der Mann, hatte angeblich Angst vor Tönnies. Dringend riet er ab, die Ermittlungen in Bielefeld zu führen, weil es dort zu enge Verbindungen zum Unternehmen gäbe. So sei er selbst zwei Wochen vor einer Durchsuchung gewarnt worden.
Die Art, wie Staatsanwalt Bernd Südbeck damals versuchte, den Informanten zu schützen, ist es, die der Verteidigung seit Jahren Angriffspunkte bietet. Im Stil eines Großinquisitors befragt Anwalt Sven Thomas den Zeugen, spricht von Rechtsbeugung. Scharf prasseln Fragen auf den Auricher herab, rhetorisch erinnert manches an US-Gerichtsfilme. Fast ein Schlachtfest. Auch Clemens Tönnies, der zur Sache bislang schweigt, greift ein. Er nennt den ermittelnden Steuerfahnder einen „Tönnies-Jäger, der mich immer verfolgt“.
Der Staatsanwalt im Zeugenstand wehrt sich und muss ein ums andere Mal darum bitten, ausreden zu dürfen. Für ihn habe die Vertraulichkeit für den Informanten im Vordergrund gestanden. Damals habe er das als den richtigen Weg angesehen. Neu sind die Vorwürfe nicht. Schon zu Prozessbeginn hatte Verteidiger Thomas dem damals nicht anwesenden Staatsanwalt vorgeworfen, zu Beginn manipulierend in die Ermittlungen eingegriffen zu haben. Als die Staatsanwaltschaft Bochum das Verfahren übernahm, gab der Informant seinen Namen preis. Von seinen vielen Vorwürfen blieb nur der zu große Schweinefleischanteil im gemischten Hackfleisch übrig.