Plettenberg.

Bei der ab 2013 vorgeschriebenen Dichtheitsprüfung privater Abwasserkanäle wird „nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde“. Das erfuhren mehr als 120 Bürger in der Aula der Martin-Luther-Schule. Bürgermeister Klaus Müller und Bauamtsleiter Bernd Merhofe mahnten zur Gelassenheit. Vor allem : Sich nicht bei Haustürgeschäften durch vermeintliche Hiobsbotschaften zu Reparaturaufträgen überreden lassen.

Merhofe erläuterte den Ablauf einer Dichtheitsprüfung. Danach wird ein Jahr vor der jeweiligen Überprüfung eines Teilgebiets zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Dort erfahren die Bürger, wann die Untersuchung des städtischen Kanals im Gebiet durchgeführt wird. Vom Hauptkanal aus wird bis zu 15 Meter weiter auch der einmündende Privatkanal geprüft. Die Untersuchung ist für die Hauseigentümer kostenlos – sie wird auf die Abwassergebühr aufgeschlagen. Voraussichtlich liegen diese Mehrgebühren lediglich in der Größenordnung von 0,00233 Euro.

Sichtprüfung
durch Kamerafahrt

Wer wissen will, wann sein Stadtgebiet mit der Untersuchung an der Reihe ist, kann dies im Internet unter www.plettenberg.de unter „Aktuelles“ und dort unter „Grundstücksentwässerung/Dichtigkeitsprüfung“ abfragen. Hier gibt es eine Liste mit den 2013 bis 2023 untersuchten Abwasserkanälen sowie den dazugehörigen Straßen. Zusätzlich gibt es einen Lageplan, in dem alle Gebäude farbig markiert sind, in deren Bereich die Stadt ihre Dichtheitsprüfung durchführt. Maßgebend für die Prüfung ist die farbige Markierung, nicht unbedingt der Straßenname, da manches Haus zwar an Straße X steht, aber in den Kanal in Straße Y entsorgt. Wer keinen Internetzugang hat, kann unter der Hotline 0 23 91/93 23 00 telefonisch nachfragen.

Wenn Schäden am privaten Abwasserkanal entdeckt wurden, hat der Betroffene bis zum 31. Dezember des Folgejahres Zeit, diese zu beseitigen oder beseitigen zu lassen. Die Stadt empfiehlt, durch eine Sichtprüfung (Fahrt mit Videokamera durch den Kanal) zu untersuchen, ob der eigene Abwasserkanal dicht ist. Als „privater Kanal“ gilt laut Merhofe das Abwasserrohr vom Haus bis zum Anschluss an den städtischen Kanal. Neben der Kamerafahrt gibt es auch Untersuchungen mit Wasser (Betriebsdruck) oder mit Luft.

Nach bisherigen Vorstellungen untersucht die Stadt den privaten Abwasserkanal bis zu 15 Meter vom Hauptkanal der Stadt entfernt. Ist der private Kanal länger, muss der Hauseigentümer selbst für die Untersuchung des Restkanals sorgen. Offen ist, ob der von der Stadt beauftragte Unternehmer per Ausschreibung und Ergänzungsauftrag den Privatkanal in voller Länge gegen separate Berechnung untersuchen kann. Im benachbarten Herscheid wird eine solche Regelung angestrebt.

Sachkundige Prüfung

Dichtheitsprüfungen dürfen nur „Sachkundige“ durchführen.

Eine Liste solcher Sachkundigen findet man auf der Internetseite der Stadt.

Darin sind mehr als 50 Sachkundige aus dem heimischen Raum aufgeführt.

Viel Information; trotzdem hatten die Bürger viele Fragen. Die wohl wichtigste: „Wir mussten damals unseren privaten Abwasserkanal bis zur Grundstücksgrenze selbst herstellen und bezahlen. Von dort bis zum Anschluss an den städtischen Kanal war die Stadt zuständig, und wir haben einen pauschalen Kanalanschlussbeitrag be­zahlt. Warum müssen wir die gesamte Strecke bis zum Anschluss an den städtischen Kanal bezahlen?“ Merhofe machte deutlich, für die Dichtheitsprüfung zähle als „privater Kanal“ die Strecke vom Haus bis zum Hauptkanal inklusive des dortigen Anschlusses.

Verlauf der Kanäle
vielen Bürgern unklar

Detailthemen wie Mischwasserkanal, Anschluss an einen Firmenkanal oder privater Gemeinschaftskanal kamen zur Sprache. „Wir haben das Haus vor Jahren gekauft, wissen gar nicht, wo Abwasserkanäle auf dem Grundstück verlaufen.“ Durch eine Kamerafahrt könne man das recht genau ermitteln, so Merhofe. Mit Hilfe eines Suchgerätes finde man auch Schächte, die inzwischen unter Rasen etc. liegen, weil sie in der Regel mit einer Metallplatte abgedeckt seien.