Märkischer Kreis. .
Die Schullandschaft im Märkischen Kreis steht vor weitreichenden Veränderungen. Gleich in mehreren Kommunen wird derzeit intensiv über die Zukunft des Schulsystems diskutiert. Die Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen zeigen: Die Hauptschule entwickelt sich fast überall zum Auslaufmodell.
In Halver, Nachrodt, Iserlohn, Menden, Werdohl, Schalksmühle und Balve sieht sich die Politik nun gezwungen, auf den veränderten Elternwillen zu reagieren. Arbeitskreise und Ausschüsse suchen nach dem Schulsystem der Zukunft – und kommen dabei zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.
So bezeichnet Balves Fachbereichsleiter Michael Bathe die Verbundschule, ein Zusammenschluss von Haupt- und Realschule, immer noch als „Zielvorstellung“, während der gleichen Schulform für Werdohl keine Zukunft vorausgesagt wird. Mit Sorge wird hier die Entwicklung in Schalksmühle beobachtet, wo erst im vergangenen Jahr aus der Not heraus eine Verbundschule gegründet worden war: Realschulleiter Bernd Bunge: „In Schalksmühle gab es im vergangenen Jahr 69 Anmeldungen, jetzt sind es 33. Für mich ist das ein Warnzeichen.“ Doch handeln muss die Stadt, denn für die Werdohler Hauptschule liegen nur zehn Anmeldungen vor.
Arnsberg genehmigt Klasse mit 14 Kindern
Zum Handeln gezwungen ist auch die Gemeindeverwaltung von Nachrodt-Wiblingwerde. Nur dank einer Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung kann im Sommer an der Hauptschule mit 14 Schülern der Unterricht aufgenommen werden. Noch in diesem Jahr soll entschieden werden, ob es auch in Zukunft eine weiterführende Schule vor Ort geben wird und wie diese aussehen könnte.
Auch in Iserlohn, Menden und Lüdenscheid stehen Hauptschulen zur Disposition, weil die Anmeldungen nicht einmal für einen einzügigen Unterricht ausreichen.
An den Gesamtschulen in Hemer und Iserlohn und auch an der neuen Gemeinschaftsschule in Neuenrade müssen derweil Kinder abgelehnt werden, weil die Kapazitätsgrenze erreicht ist. In manchen Städten wird bereits seit Jahren per Losverfahren über die Zukunft der Kinder entschieden. Mit gravierenden Folgen: In Hemer war im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Hauptschüler eigentlich zur Gesamtschule angemeldet worden. Noch eklatanter ist das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in Menden. Von den etwa 140 Hönnestädtern, die ihre Kinder an der Gesamtschule in Fröndenberg unterrichten lassen wollten, erhielt die Hälfte eine Ablehnung.
Überfüllte Oberstufen lehnen Realschüler ab
Ein Schicksal, dass im Sommer auch einige Realschüler treffen wird, die eigentlich eine Zulassung zum Gymnasium in der Tasche haben. Weil mancherorts die Oberstufen voll sind, zerplatzt für diese Jugendlichen der Traum vom Abitur.
Unterschiede
Die Gesamtschulen in Hemer und Iserlohn sind auch in diesem Jahr wieder bis auf den letzten Platz ausgebucht. Regelmäßig werden hier die Kinder ausgelost.
In Fröndenberg wurde die Gesamtschule wegen des großen Andrangs aus Menden sogar baulich erweitert, da Kinder aus der eigenen Stadt abgewiesen werden mussten.
Die neue Gemeinschaftsschule in Neuenrade wird schon im ersten Jahr mit 75 Kindern voll besetzt sein.
Für die Hauptschulen in Lendringsen, Bösperde und Nachrodt liegen zusammen nur 45 Anmeldungen vor. Sie alle liegen unter der vorgegebenen Grenze von 18 Schülern.
Dass offenbar eine zunehmende Zahl von Schülern das Abitur über die Realschule anstrebt, ist in einigen Städten auch daran zu erkennen, dass die Realschulen hier inzwischen mehr Anmeldungen verbuchen als die Gymnasien. Grund dafür sei, so der Leiter des Letmather Gymnasiums, Peter Wiedemeier, das Hin und Her um G8 und G9.