Holzwickede. .
Siggi Z. (24), der wohl bedeutendste Drogendealer und -konsument vergangener Jahre in Holzwickede, muss nicht hinter Gitter. Das Jugend-Schöffengericht in Unna verurteilte ihn gestern zu sieben Monaten Jugendhaft, die die Vorsitzende Richterin Sylvia Block zur Bewährung aussetzte mit der Auflage eines umgehenden Entzuges samt Therapie.
Gramm für Gramm hat Siggi Z. (24) in den vergangenen Monaten mit seiner Lebensbeichte die eigene und die Vergangenheit seiner Drogenkunden und –lieferanten aufgearbeitet, nachdem ihn Kommissar Zufall einen Tag vor Silvester 2009 auf dem Bahnhof Holzwickede dingfest gemacht hatte. Der junge Holzwickeder bot seiner Kundschaft einen umfänglichen Rundum-Service. Selbst zu Weihnachten machte er keine Pause und bot seine Dealerdienste selbst über die Festtage mit „frohen Weihnachtsgrüßen“ via Handy an. Dank seines elektronischen Archivs in seinem Handy verfügte er nicht nur über eine genaue Kundenkartei und Geschäftsführung.
Vier Kilo Hasch gedealt
Er selbst hat auch ein so präzises Personengedächtnis, dass in den Monaten nach seiner Festnahme und Lebensbeichte vor den Amtsgerichten Unna und Dortmund sowie dem Landgericht Dortmund so mancher Konsument und Großdealer überführt und verurteilt wurde – in einem Fall sogar zu acht Jahren Freiheitsentzug.
Ein hohes Risiko, das der junge Holzwickeder (Name geändert) ging, schließlich hat er, der mit 15 zum ersten Mal gekifft hat, nicht weniger als vier Kilogramm Haschisch ge- und verkauft, und selbst auch bis zu 15 Gramm Marihuana täglich konsumiert. Geradezu unberechenbar waren und sind die Folgen seines überaus mutigen Geständnisses, weil er als Kronzeuge nicht nur die juristischen Konsequenzen für sein Tun zu fürchten hatte, sondern auch unberechenbare Folgen aus dem Millieu. Dieser Mut und sein umfassendes Geständnis beeinflussten auch das Strafmaß vor dem Jugend-Schöffengericht.
Als es kurz vor dem Urteil um die Herausgabe der beschlagnahmten Dealer-Utensilien ging, zögerte der 24-Jährige keinen Augenblick mit seiner Zustimmung und dem Satz: „Das erinnert mich nur an beschissene Zeiten.“ Und diese sollen nun für ihn und seine Familie endgültig der Vergangenheit angehören.