Dorsten. .

Fast 350 Zuschauer wollten sich am Freitag beim Soloprogramm „Gude Laune hier“ auf der Kleinkunstbühne der VHS Dorsten ein bisschen gute Laune abholen, schließlich ist so ein Titel Programm und Versprechen zugleich. Nun war das Unternehmen angesichts des ganz und gar nicht homogenen Publikums ein schwieriges Unterfangen für Sebastian 23, den gebürtigen Duisburger mit bürgerlichem Namen Sebastian Rabsahl. Angestammte VHS Abonnenten waren ebenso zugegen wie Fans eindeutig jüngeren Alters und Neugierige, die durch die intensive Werbung auf den Event aufmerksam geworden waren.

Der Abend war eine Berg- und Talfahrt zwischen einzelnen Lachern und betretenem Schweigen. Schon die Ankündigung von „Gude Laune“ im Stil von Hausmeister Krause kam recht hölzern daher, und etwas steif waren auch andere Witze. Dabei muss man neidlos anerkennen, dass Herr Rabsahl sein Handwerkzeug, die deutsche Sprache, eindrucksvoll beherrscht. Es mag an seinem Philosophiestudium, mit dem er häufig kokettierte, oder an seiner fast zehnjährigen, mehrfach preisgekrönten Bühnenkarriere liegen, auf jeden Fall dichtete und erzählte er im Laufe der Vorstellung mit großer Bandbreite und Komplexität der Worte.

Sebastian 23 ist kein klassischer Comedian, der Witze am Fließband reißt. Mehr als die Hälfte seines Programms besteht aus „Slam-Poetry“. Dass er Reimen kann war also klar, hat er doch in den vergangenen Jahren schon einige Wettbewerbe in dieser Kategorie gewonnen. Allerdings gab es bisweilen den Eindruck, dass einen Reim zu konstruieren im Vordergrund stand. Reim als Selbstzweck. Zum Beispiel beim „Vogelpavian“. Ein Affe, der sich das Fell abrasiert und Schuppen tätowiert, weil er so gerne ein Fisch sein möchte. Urkomisch die Verse über gescheiterte Annäherungsversuche im Meer und traurige Rückkehr an Land, aber ein Sinn oder eine Logik traten nicht zum Vorschein.

Auch die philosophischen Betrachtungen über die Faulheit, „wenn alles so einfach wäre“, mit rosaroten Kaninchen und nordkoreanischen Diktatoren erzeugten doch eher fragende Blicke als Lacher bei einem Teil des Publikums. Die schnellsprachige Laudatio auf den „Kaffee“ mit intelligentesten Wortschöpfungen konnte sich zwar wieder größeren Zuspruchs erfreuen, aber es war nicht jedem nachvollziehbar, wo der Witz lag, wenn die Gitarre eine „Geige im falschen Körper“ genannt wird.

Im Allgemeinen war zu bemerken, dass sich die jüngeren Zuhörer leichter taten bei der gebotenen Kost, schneller reagierten und sich sichtlich unterhalten fühlten. Die Plätze der Aula, die sich nach der Pause nicht mehr füllten, gehörten denn auch meist älteren Ehepaaren, die sich vorzeitig verabschiedet hatten. Die klassischen Comedian Beiträge mit lautmalerischen Einlagen von Kettensägen, fortlaufende Anglizismen und andauernden Anspielungen auf Drogenkonsum waren auch eher für die Generation U 25 gedacht.

Sebastian Rabsahl ist ein intelligenter Künstler, der sehr wohl die Gefühlslage des Publikums einzuschätzen weiß. Gerne streute er denn auch Bestandsaufnahmen ein, wenn es einmal nicht so richtig lief: „Oh, ich dachte Physik ginge heute“, oder „Ein Soloprogramm ist ein ständiges auf und ab“. Schlagfertigkeit und Situationskomik bewies er jedenfalls an mehreren Stellen, wenn es zur Interaktion mit den Anwesenden kam.

So ging ein Abend zu Ende, bei dem sich der Eindruck nicht abschütteln ließ, das sich der Akteur noch nicht entscheiden kann, ob er den Spuren von Heinz Erhardt oder denen von Mario Barth folgen soll. Es wäre zu wünschen, er würde dem Ersteren den Vortritt lassen. Auch ein Joachim Ringelnatz würde ihm zu Gesicht stehen, das Potenzial hat er….