Lüdenscheid/Israel. .

„Meine Geschichte ist nicht außergewöhnlich“, sagt Patrizia Isabelle Duda bescheiden. Aber ihr Leben gleicht einem Abenteuerroman: USA, Neuseeland, Schottland, China, Ägypten, Indien – das sind nur einige Stationen, die die Lüdenscheiderin hinter sich hat. Ach ja, auf dem Mount Everest war die Hobby-Bergsteigerin auch schon – zwar nur bis auf 7000 Meter (von 8848), aber immerhin. Aber als neue Heimat hat Patrizia Tel Aviv, Israel, entdeckt.

Am Bergstadt Gymnasium in Lüdenscheid machte Patrizia ihr Abi. Nach ihrem Studium in Witten/Herdecke (Wirtschaftswissenschaften) ging es für zwei Jahre nach Neuseeland. „Dort hatte ich die Möglichkeit mein Studium schneller und mit einem Zusatz abzuschließen.“

Vier Monate durch
die Welt gereist

Danach nahm sich die Studentin eine Auszeit. Vier Monate lang reiste sie durch Nepal, Indien, Japan, China, Dubai und weitere Orte. „Die Leute glauben immer, das sei alles sehr teuer.“ Aber für einen Flug Japan – China bezahlte sie nur 70 Euro. „Das wäre in Europa nie möglich.“ Viel zu packen hatte Patrizia nie. Sie war immer nur mit einem Rucksack unterwegs. Über die Community CouchSurfing konnte Patrizia im Internet Kontakte weltweit zu Menschen knüpfen, bei denen sie für einige Tage oder Wochen wohnen konnte.

So lernte sie auch Michael kennen: „Mich hat ein israelischer Couchsurfer für acht Monate bei sich wohnen lassen. Mittlerweile ist er mein bester Freund.“ Die Freundschaft ist so gut, dass Michael dann für ein Jahr bei ihren Eltern in Lüdenscheid lebte – und nun in Leipzig studiert.

In Israel fühlte Patrizia sich das erste Mal Zuhause: „Ich komme mit den Menschen viel besser zurecht, als in Deutschland.“ Ihrer Meinung nach liegt das an der israelischen Frechheit. „Die Menschen sind direkt, wie ich. Und wenn Du ein Problem hast, scharen sich plötzlich viele Leute um dich herum und überlegen mit und wollen helfen. Da lernst Du Freunde kennen, von denen Du vorher gar nicht wusstest, dass Du sie hast.“ In Israel will sie bleiben. Nach sechs Jahren ist das dann ihr erster fester Wohnsitz. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, gibt sie zu.

In Tel Aviv will sie auch ihre Doktorarbeit schreiben. Thema: „European (Security) Perceptions and Middle Eastern Realities“ – Inhaltlich geht es darum, wie Europa den Nahen Osten (in Bezug auf Sicherheit) missversteht. Viele falsche Vorstellungen gäbe es auf beiden Seiten. „Israel ist kein Land, in dem wir noch auf Kamelen reiten. Tel Aviv ist eine der sichersten (noch vor New York und Berlin) Städte.“ Meldungen, wie der jüngste Terrorakt, würden dieses Bild aber immer wieder zerstören. Auch bei der Qualität der Unis komme Tel Aviv noch vor Oxford und Cambridge.

Wer nun glaubt, Patrizia sei ihr ganzes Leben lang nur gereist, ohne – im klassischen Verständnis – etwas erreicht zu haben, irrt: Sie ist erst 28 Jahre alt – für Doktoranden-Anwärter ein gängiges Alter. Immer wieder arbeitete sie zwischendurch.

Patrizia wird ihren Weg machen, auch wenn dieser für Europäer nicht konventionell ist. „In Israel ist meine Geschichte keine besondere. Viele Menschen dort reisen, so wie ich. Aber ich weiß jetzt endlich, was wichtig im Leben ist. Es ist nicht das neue Auto. Sondern es sind die Menschen.“