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„Der Hund ist von Natur aus Traber. Das bedeutet, dass er an der Leine eine für ihn ungesunde Laufform wählen muss“, sagt Anne Bartens, Leiterin der Hundeschule und Tierpension „Hand und Pfote“ in Magdheide.
In Deutschland, so ihre Beobachtung, herrsche die Meinung: Habe ich meinen Hund an der Leine, dann muss ich an der Leine ziehen. Sie legt den Kopf in den Nacken, um zu demonstrieren, welche Körperhaltung der Hund dabei automatisch einnimmt.
Eine Position, aus der er sich logischerweise befreien möchte. „In der Hundeschule trainieren wir das Langsam- und das Bei-Fuß-Gehen, und wenn die Leute das beibehalten, klappt das auch ganz gut.“ Konsequenz sei ein entscheidender Faktor in der Hundeerziehung. „Konsequenz heißt, sich in jeder Situation durchsetzen zu können – ohne Gewalt“, definiert Bartens. Beispiel: „Ein Hund kann nicht bei trockenem Wetter aufs Sofa dürfen, bei Regen aber nicht. Er versteht den Unterschied nicht.“
Hunde sollten im Spiel
gefordert werden
Bartens selbst teilt ihr Sofa bisweilen gern. „Das kann man machen, wenn man immer in der Lage ist, die Situation zu verändern.“ Springt der Vierbeiner nach Aufforderung von der Couch, ist alles in Ordnung. Sieht sich der Mensch hingegen einem zähnefletschenden Fellknäuel gegenüber, wird es höchste Zeit, Rat einzuholen. „In der heutigen Zeit wächst kaum noch jemand mit Tieren auf“, so ihre Auffassung. „Hunde wurden als Wach-, Hüte-, Jagd- oder Schutzhunde gezüchtet“, fährt sie fort. In unserer Gesellschaft sei kaum noch Platz für die eigentliche Arbeit der Hunde. Sie müssen spielerisch gefordert werden.
Bartens Malamutes haben einen Job: Sie helfen mit, ihre Artgenossen zu erziehen und haben Spaß daran. Gemeinsam mit anderen Hundehaltern und deren Vierbeinern umrundet das Trio die Glörtalsperre, um Begegnungen mit anderen Hunden zu üben. Statt Gebell und Angriffsgetue zeigen die Malamutes den anderen „Schülern“: Es geht auch anders.
„Es gibt bellfreudige und weniger bellfreudige Hunde“, leitet Bartens zu einem anderen Thema über. „Das beginnt oft mit Warnwuffen im Welpenalter. Etwa, wenn Besuch kommt.“ Grund für das Bellen ist Unsicherheit des Tieres. Diesen Stress für das Tier kann man vermeiden, indem man es zu sich ruft und streichelt. „Bei sensiblen Hunden hat man oft bessere Chancen, wenn man sie ignoriert“, zeigt sie eine Alternative auf. „Oft finde ich Hundebesitzer sehr stur“, ärgert sich Anne Bartens. „Wenn sie mir erzählen, ihr Welpe habe sie gebissen.“ Auf ihre Mahnung, ihn in die Schranken zu weisen, kriegt sie als Antwort: „Och, der ist doch noch so niedlich.“ Bartens weiß aus eigener Erfahrung, wie ihr Malamute-Rüde im Alter von fünf Monaten die Frage nach der Rangfolge stellte. Seither weiß das Tier, wer Chef, oder besser Chefin, ist.
Hunde als Lebensretter für Diabetiker
„Die Gesellschaft baut sich heute so auf: erstrebenswert ist Familie mit zwei Kindern, ein Haus und ein Rassehund“, zählt sie auf. Vor der Anschaffung eines Hundes seien jedoch die äußeren Umstände zu bedenken. „Eine Mutter, die einen Kinderwagen schiebt und einen Welpen an der Leine hat, muss gleichzeitig mehrere Wesen erziehen“, führt sie vor Augen. Sinnvoller sei ihrer Meinung, mit der Anschaffung des Hundes zu warten, bis die Kinder älter seien. „In zehn Hundebüchern werden elf verschiedene Meinungen vertreten“, sagt Anne Bartens. Wichtiges Ziel ihrer Hundeschule ist deshalb, das Selbstvertrauen der Hundebesitzer aufzubauen.
Hunde, so Anne Bartens, können Leben retten. Aus eigener Erfahrung weiß die Diabetikerin, dass ihre Malamutes sie auf Unterzuckerung aufmerksam machen. „Sie bremsen mich im Wald aus. Im Darumstehen merke ich, dass etwas nicht stimmt“, beschrieb sie die Hilfestellung ihrer Hunde. Sie erarbeitet derzeit ein Konzept, anderen Hunden diese Fähigkeit zu vermitteln. Sie glaubt, dass sie Diabetiker mit einem geeigneten tierischen Begleiter in die Lage versetzen kann, ein freieres Leben zu führen und gleichzeitig vielleicht einigen Tierheimhunden helfen kann.