Dorsten.

Die Kompositionen von Johann Sebastian Bach genießen in unserer Kultur höchstes Ansehen. Das gilt besonders für sein umfangreichstes geistliches Werk, die Matthäus-Passion.

So verwundert es nicht, hat sich Pfarrer Andreas Deppermann Gedanken zum Stellenwert des Werkes gemacht, dass die Aufführung des Brahms-Chores am Sonntag, 10. April, um 17 Uhr in der St. Agatha-Kirche große Beachtung findet.

„Johann Sebastian Bach hat den Text aus den Kapiteln 26 und 27 des Matthäus-Evangeliums durch die Verbindung mit hoher musikalischer Ausdruckskraft dramatisch vertont. Die erzählenden Texte werden dabei vom „Evangelisten“ (Tenor: Markus Francke) gesungen und nur von Orgel und Cello mit knappen Akkorden begleitet. Der Bibel-Text wird regelmäßig durch Solo- und Chorstücke unterbrochen, die das Geschehen kommentieren und interpretieren. Unterstützt werden Chor und Solisten vom Barock-Orchester L’Arco aus Hannover.

Bach greift neben dem Bibeltext auf die Textausdeutung Christian Friedrich Henricis (genannt: Pikander) zurück, die er vor allem in den Chorälen zur eigenen Aussage umgestaltet. So wird die Theologie, die auf den Reformator Martin Luther zurück geht, mit dem Pietismus des 18. Jahrhunderts verbunden, der das Interesse vor allem an dem persönlichen Leben des Einzelnen in seiner unmittelbaren Beziehung zu Gott richtet. So geht es Bach um die universale Bedeutung der Passion Jesu für das persönliche Seelenheil des Menschen.

Es ist ein Missverständnis der Bach’schen Matthäuspassion, wenn ihr eine antisemitische Tendenz unterstellt wird. In diesem Werk geht es nicht um die historische Schuldfrage, wer den Tod Jesus von Nazareth zu verantworten hat. So betonen die eingeschobenen Choräle immer wieder, dass nicht Judas oder die jüdische Führungsschicht die Schuld am Leiden und Sterben Jesu tragen, sondern dass dies für unsere Schuld geschehen musste. Stellvertretend für die ganze Gemeinde der Musizierenden und der Zuhörer singt der Chor: „Ich bin’s, ich sollte büßen“.

Die Textstelle: „Sein Blut komme über uns und unsre Kinder“, die im Evangelium die Zerstörung Jerusalems als Strafe für die Ablehnung des Messias durch sein eigenes Volk bezeichnet, wird von Bach so umgedeutet, dass das Blut des Erlösers wie ein Segen über uns und unsre Kinder kommen soll. In seiner interpretierenden Vertonung vermag uns die Musik Johann Sebastian Bachs gefühlsmäßig anzusprechen und das Passionsgeschehen unmittelbar erfahrbar zu machen.“