Bergkamen. .

Unbürokratisch und schnell sollte sie sein, die Umsetzung des Bildungspaketes, von dem Hartz-IV-Empfängern Unterstützung versprochen wurde, um ihren Kindern beispielsweise die Mitgliedschaft in einem Sportverein zu sichern. Theoretisch. Die Praxis sieht anders aus. Die Bergkamenerin Michaela K. (Name geändert) hat ihren Antrag längst abgegeben, wartet seit Wochen und wird auch wohl noch einige Zeit warten müssen.

Denn: Erst gestern hat der Kreis Unna, zuständig für die Organisation rund um das Bildungs- und Teilhabepaket, den Gesetzestext offiziell erhalten. Für die Abwicklung ist das Jobcenter zuständig, und bis die ersten Bürger von dem, was ihnen versprochen wurde, etwas erhalten, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Michaela K. als Betroffene fühlt sich verschaukelt: Ihr 16-jähriger Sohn bezieht Hartz IV, weil sein Vater keinen Unterhalt zahlt. Für den aktiven Handballer hatte sich seine Mutter mit dem Beschluss des Bildungs- und Teilhabepaketes einen Zuschuss zum Beitrag an den örtlichen Sportverein versprochen.

Den entsprechenden Antrag hat sie längst gestellt, das Geld bleibt aus. „Nach der unsäglich langen Diskussion um dieses Thema bis zur tatsächlichen Umsetzung ist bald ein Dreivierteljahr vergangen“, erklärt Michaela K. Viel zuviel Zeit, meint die Mutter. Von der versprochenen unbürokratischen Hilfe könne sie bislang nichts feststellen und die Abwicklung des Ganzen sei für die Betroffenen eine Zumutung. „Wir können nicht warten, bis die Verantwortlichen in die Strümpfe kommen, das Ganze ist eine Unverschämtheit.“

Tatsächlich ist es aber so, dass der Kreis Unna beispielsweise erst in der vergangenen Woche die entsprechenden Seiten zum Thema ins Internet gestellt hat (s. Infobox): „Wir können das Geld nicht von heute auf morgen zuteilen“, erklärte der zuständige Sozialdezernent Rüdiger Sparbrod. Im Jobcenter fehlen mindestens zehn Stellen, um die zu erwartende Flut von Anträgen entsprechend zu bearbeiten. „Außerdem werden wir zuvor noch Absprachen mit Schulen, Kindergärten und Sportvereinen treffen müssen, damit wir entsprechend abrechnen können“, erklärte Sparbrod. Anträge, die bereits eingegangen sind, werden rückwirkend bearbeitet. Netto rund 5,5 Millionen wird der Kreis Unna erhalten. „Wir arbeiten mit Hochdruck, aber es funktioniert nicht von heute auf morgen“, so Sparbrod.