Plettenberg.
„Jugendlicher Polo-E-85-Fahrer rast mit Vollgas in Monaco falsch herum über die Formel-1-Strecke“, titelt im Internet nicht ganz uneigennützig die heimische Firma Fuelcat über Carsten Ackermann (21) und dessen Mutter Anke. Die beiden Plettenberger starten in der nächsten Woche zum zweiten Mal bei der „4ème Rallye de Monte Carlo Energie Alternative“. Ziel ist es, auf rund 1000 Streckenkilometern möglichst wenig Energie bei geringstem CO2-Ausstoß zu verbrauchen.
Während sich viele Autofahrer dem neuen Kraftstoff E 10 mit 10 Prozent Ethanol-Anteil verweigern, tanken Carsten und Anke Ackermann mit ihrem 80 PS starken 1,4-Liter- Polo, Baujahr 2006, seit drei Jahren E 85, also Kraftstoff mit einem Ethanol-Anteil von 85 Prozent.
Schirmherr ist Prinz
Albert von Monaco
„Der Umbau dauert 15 Minuten“, erklärt Carsten Ackermann. Gezahlt hat er dafür 350 Euro. Seitdem tankt er preiswerter und belastet die Umwelt weit weniger als mit einem herkömmlichen Automotor. Ein Liter E 85 kostet ungefähr 1 Euro. Einziges Manko: E-85-Tankstellen gibt es derzeit nur in Drolshagen, Hagen und Dortmund.
Hinterwäldlerisch
In den verschiedenen Klassen starten bei der „4ème Rallye de Monte Carlo Energie Alternative“ Benziner und Diesel, Elektroautos, Gasfahrzeuge, Wasserstoffautos, Hybridfahrzeuge, Fahrzeuge mit E-85- oder anderen alternativen Antrieben.
Carsten Ackermann: „Wenn man so international unterwegs ist – in Frankreich wird E 85 von fast allen Fahrzeugen gefahren –, merkt man erst, wie hinterwäldlerisch wir hier beim Thema alternative Kraftstoffe handeln.“
Etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig preiswerter Autofahren – vor diesem Hintergrund fährt der Student Carsten Ackermann nicht nur seinen VW Polo, im elterlichen Betrieb für Drehtechnik im Industriegebiet Köbbinghauser Hammer läuft darüber hinaus ein Volvo als Firmenauto ebenfalls nur mit E-85-Kraftstoff. Der Schwede ist schon von Haus aus für E 85 gerüstet. Die Elektronik erkennt automatisch, ob gerade E 85 oder „normales“ Superbenzin aus dem Tank kommt.
Denn das ist der Clou: Man kann auch mit einem auf E 85 umgerüsteten Fahrzeug mit Standard-Benzin fahren. Beim Polo wurden ein Zusatzsteuergerät und ein Adapter für die Einspritzanlage eingebaut. Per Schalter kann Carsten Ackermann auf die jeweilige Kraftstoffart einstellen.
Am Mittwoch reisen Anke und Carsten Ackermann zum Start der Rallye nach Lugano in der Schweiz. Dort ist am Donnerstag technische Abnahme. Dabei werden die Fahrzeuge gewogen, und der Tank wird verplombt. Teilnehmen dürfen nur Fahrzeuge, die weniger als 120 Gramm CO2 in die Luft blasen.
Am Freitag geht das „Team Ackermann“ mit der Startnummer 45 auf die Etappe Lugano – Valence (Frankreich), Samstag geht es auf die Strecke Valence – Monte Carlo. Die Siegerehrung findet am Sonntag im Hotel de Paris statt. Schirmherr ist Prinz Albert von Monaco höchstpersönlich. Stellenweise werden Durchschnittsgeschwindigkeiten von 47,5 km/h verlangt. Mit knapp 5 Litern Durchschnittsverbrauch auf 100 km schafften es Anke und Carsten Ackermann im Vorjahr unter die Top-Ten ihrer Klasse.
Die Teilnahme ist relativ preiswert: In den 510 Euro Startgeld sind Hotelübernachtungen und das Galabuffet zur Siegerehrung inklusive. „Es hat einen Riesenspaß gemacht“, erinnert sich Co-Pilotin Anke Ackermann gerne an den Start 2010 zurück und freut sich schon auf das neue Rallye-Abenteuer.