Kamen. .

Immer mehr junge Mütter in Kamen sind mit der Betreuung ihrer Säuglinge oder Kleinkinder überfordert. Das belegen Zahlen von Stadt und Kreis.

Missbrauch und Vernachlässigung von Säuglingen und Kleinkindern will der Kreis mit der Betreuung durch Familienhebammen begegnen. Die höchsten Betreuungszahlen kreisweit werden in Kamen registriert, gefolgt von Bergkamen. Das sieht das Jugendamt durchaus positiv: Hier gebe es engmaschige Strukturen, durch die Problemfälle auffallen und schnell reagiert wird, ist Fachbereichsleiter Klaus Güldenhaupt überzeugt. Der Bedarf an Unterstützung steige von Jahr zu Jahr an.

Es gebe inzwischen vielfältige Bemühungen um frühe Hilfen, berichtet Kreisdezernent Norbert Hahn. Man arbeite daran, die durch ein Netzwerk zu koordinieren, was noch nicht immer und überall gelinge. Auch in Kamen und Bergkamen bestehen neben dem Familienhebammenangebot weitere Projekte, darunter in Kamen ein Besuchsdienst im Auftrag der Stadt.

„Wir besuchen jede Familie innerhalb von zehn Wochen nach der Geburt eines Babys“, betont Klaus Güldenhaupt. Dabei werde auf Unterstützungsangebote hingewiesen, bei Bedarf auch Hilfe vermittelt.

Hoher Einsatz für
frühe Hilfen

Eine davon sei der Einsatz einer Familienhebamme. Gerade weil die Strukturen in Kamen funktionierten, werde jeder Bedarf auch erfasst.

Die Fallzahlen für die Hebammen steigen kreisweit deutlich an. 76 waren es 2009, 95 schon 2010. Ein erheblicher Anteil der jungen Mütter mit Unterstützungsbedarf - 10 im Jahr 2009, 12 im Jahr 2010 - ist zwischen 14 und 17 Jahren alt. Die größte Gruppe bilden die 18 bis 21 Jahre alten Mütter. Die hätten, so Hahn, nicht mehr die Unterstützung durch eine Familie, die es für jüngere Mütter oft doch noch gebe. 15 Betreuungsfälle in Kamen registrierten die Familienhebammen 2009, 21 waren es 2010. In Unna und Lünen wurden im Vorjahr gerade mal je 13 Mütter durch die Hebammen unterstützt, in Bergkamen waren es 16.

Gründe für den Betreuungsbedarf seien vielfältig, berichtet der Kreisdezernent. Oft schafften es junge Eltern einfach nicht, eine Bindung zum Kind zu entwickeln. Betroffen seien überproportional Mütter aus sozial schwachen Milieus. Der Bedarf werde weiter wachsen, ist Norbert Hahn überzeugt. Die Familienhebamme nehme im Konzept früher Hilfen eine zentrale Rolle ein. Wie es allerdings konkret mit diesem Angebot weitergeht, ist offen. Im Kreis ist deren Einsatz erst einmal für vier Jahre beschlossen. Angekündigt ist eine modellhafte und damit vorübergehende Förderung solcher Maßnahmen durch den Bund.