Bergkamen. Von der landesweit umstrittenen Erdgassuche in Steinkohlenflözen und unterirdischen Schieferschichten wird Bergkamen nicht direkt betroffen sein. Trotzdem ist Vorsicht angebracht.
Von der landesweit umstrittenen Erdgassuche in Steinkohlenflözen und unterirdischen Schieferschichten wird Bergkamen nicht direkt betroffen sein. Trotzdem sollte das, was sich in Münster- und Sauerland zurzeit tut, argwöhnisch begleitet werden.
Das ist ein wichtiges Ergebnis der fast dreistündigen hochrangig besetzten Podiumsdiskussion des Aktionskreises „Wohnen und Leben Bergkamen“ zum Thema „Wasser“ am Mittwochabend in der Mensa der Hellwegschule.
Für diese Erdgasgewinnung würde „ungeritztes Gestein“ benötigt, erklärte der Linken-Landtagsabgeordneten Rüdiger Sagel. Im Ruhrgebiet sei der Bergbau umgegangen, eine Gasgewinnung lohne sich deshalb nicht. Sagel hatte vorher am Expertengespräch zum Thema in Dortmund teilgenommen, zu der Regierungspräsident Bollermann eingeladen hatte.
Nach Bergkamen hinein ragen lediglich mit einem schmalen Streifen entlang der Lippe das „Herbern-Feld“ und im Weddinghofer Süden das „Methler Feld“. Über ihr Trinkwasser könnten die Bergkamener aber trotzdem mit den Folgen der geplanten Erdgasgewinnung in Berührung kommen, dann nämlich, wenn dabei eingesetzte Chemikalien ins Grundwasser gelangen sollten.
Um dies zu verhindern, forderte der Leiter der Bezirksdirektion Unna von Gelsenwasser, Bernd Hartung, die Schaffung von Tabu-Zonen für die Wassergewinnungsgebiete. Denn was in die Erde hineingebracht werde, komme auch wieder heraus, betonte er gegenüber der Redaktion. Sehr gut in Erinnerung ist bei ihm noch der PFT-Skandal im Jahr 2007, als Landwirte im Einzugsbereich der Möhne belasteten Dünger auf ihre Felder aufgetragen hatten und danach im Wasserwerk Fröndenberg das Wasser kostspielig gefiltert werden mussten.
Ob solche Tabu-Zonen eingerichtet werden müssen, soll nun unter anderem ein Gutachten klären, das das Wirtschafts- und das Umweltministerium gemeinsam in Auftrag geben wollen. Diese Expertise soll auch die Genehmigungshürden näher definieren, die von den Firmen bei der Erdgasgewinnung unter Einsatz von Wasser, Sand und Chemikalien genommen werden müssen. Bevor diese Ergebnisse nicht vorliegen, passiere gar nichts, beruhigte Ludger Hermes von der Bergbau-Abteilung der Bezirksregierung in Dortmund.
Zusammen mit Dr. Wolfgang Leuchs vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz setzt Hermes auf eine Initiative zur Änderung des Bergrechts. Das sieht zurzeit bei den geplanten relativ kleinen Gasfördermengen keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vor. Eine UVP sei allerdings nach dem geltenden Wasserrecht zwingend, meinte Leuchs.
Eine Änderung des Bergrechts forderte auch Dr. Christoph Aschemeier vom BUND NRW. Dies müsse zur stärken Transparenz und zu einer besseren Bürgerbeteiligung führen. „Wir brauchen auch hier ein Moratorium“, erklärte er. Dies müsse aber länger dauern als drei Monate, versicherte er mit Blick auf die aktuelle Atom- und Energiediskussion.