Kamen.
Wer Ökostrom bezahlt, der tut der Umwelt Gutes. Das heißt aber nicht, dass aus seiner Steckdose auch reiner Ökostrom kommt!
Physikalisch betrachtet fließt im Netz der Strom, der in Deutschland produziert wird. Er kommt zu 58 % aus fossilen Energiequellen, zu 17 % aus Erneuerbaren Energien und zu 25% aus Kernkraft.
Diese „tatsächliche“ Zusammensetzung findet sich so nicht im Energiemix der meisten Stadtwerke wieder. Sie kennzeichnen stattdessen nach dem Energiewirtschaftsgesetz die Anteile der von ihnen gehandelten Mengen. Für die GSW waren das 2009 aus Kernenergie 19%, aus fossilen Quellen 53% und aus erneuerbaren Energien 28 % Strom.
Als Makler an den Strombörsen kauft die Energiehandelsgesellschaft West (EHW) die entsprechenden Margen an den Strombörsen ein. Die GSW ist einer von acht Gesellschaftern der EHW, darunter auch die Stadtwerke Hamm. Letztere weisen in ihrem Energiemix „nur“ 9,4 % Strom aus Kernkraft aus. Anders als die GSW sind in den Hammer Strommix aber sogenannte RECS-Zertifikate („Renewable Energy Certificate System“) eingerechnet.
Diese Zertifikate verkaufen Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien, zum Beispiel Wasserkraftwerke in Norwegen. Physikalisch landet dieser Strom, wenn überhaupt, nur zu einem geringen Teil im deutschen Netz. Mit dem Erwerb eines entsprechenden Zertifikats erhöht sich aber dennoch in der Handelsbilanz des jeweiligen Stadtwerks der Anteil eingekauften Stroms aus erneuerbaren Energien.
„Solche Stromanbieter suggerieren ihren Kunden, dass mit dem vermeintlichen „Ökostrom“ das Klima entlastet und der Ausbau von Strom aus erneuerbaren Energien gefördert werde“, kritisiert der Naturschutzbund NABU.
Bei den Stadtwerken Unna, die in ihrem Strommix einen Kernenergieanteil von nur 5% ausweisen, fließen RECS-Zertifikate in großem Umfang in die Berechnung des Strommix ein. Nach Angaben von Matthias Korfmann in einer Größenordnung von 150 Millionen Kilowattstunden. Das ist gut die Hälfte der von SWU verkauften Strommenge. Nicht verwunderlich daher, dass der SWU-Strommix einen beachtlichen Anteil von 81% aus erneuerbaren Energien ausweist.
Bei den Stadtwerken Hamm, die einen Anteil von 45,4 % Strom aus erneuerbaren Energien ausweisen, würde sich dieser Anteil auf 33,2 % reduzieren, wenn man die TÜV-zertifizierten RECS-Zertifikate nicht berücksichtigen würde.