Bergkamen. . Es ist kein Witz. Nach jahrzehntelanger Frauenbewegung hat man im Familienministerium in Berlin erkannt, dass es eigentlich die Jungs sind, die gefördert werden müssten.
Es ist kein Witz. Nach jahrzehntelanger Frauenbewegung hat man im Familienministerium in Berlin erkannt, dass es eigentlich die Jungs sind, die gefördert werden müssten. Sie haben schlechtere Noten als Mädchen und damit schlechtere Bildungschancen. Und nach dem Wegbruch von Berufen wie dem Bergmann gibt es für sie auch immer weniger „klassische“ Männerjobs.
Doch genau von diesem Männerberufen soll die heute männliche Jugend weggeleitet werden. Beim bundesweit ersten „Boys’ Day“ sollen der männlichen Jugend alternative Jobs schmackhaft gemacht werden. Jobs aus einer frauendominierten Welt - wie Erzieher, Grundschullehrer, Altenpfleger.
In Bergkamen erhalten alle männlichen Fünft- bis Zehntklässler auf Wunsch am 14. April schulfrei, um sich in Bergkamener Einrichtungen einen Tag lang untypische Männerberufe anzusehen. Das Gartencenter Röttger will zwei Jungs den Beruf des Floristen schmackhaft machen. Fünf Kindereinrichtungen bieten Plätze für potenzielle Nachwuchs-Erzieher an, ebenso vier Seniorenheime für Altenpfleger-Interessenten.
Viele Boys’-Day Plätze sind zwar schon vergeben, doch generell ist das männliche Interesse an derartigen Ausbildungsberufen gering. „Das liegt an der Bezahlung“, sagt Ludger Mohr, Leiter des Hermann-Görlitz-Seniorenzentrums. Für einen Mann, der eine Familie ernähren wolle, sei der Verdienst zu niedrig. „Da ist Politik gefordert“, sagt Gülcan Koc, Leiterin des Hauses an der Landwehr. Der Grund: Landschaftsverbände (Politiker) und Pflegekasse legen die Pflegesätze fest; daran orientiert sich das Einkommen der Pflegekräfte. Doch ein niedriges Einkommen und damit Pfleger-Mangel könne sich Deutschland nicht leisten, sagt Mohr. „Wenn wir selbst einmal später alle gepflegt werden wollen, muss jeder 4. Schulabgänger einen Pflegeberuf ergreifen.“