Haltern am See. . Sie haben Angst vor Lärm, Dauerbeleuchtung und Dreck: 443 Bürger aus Haltern am See haben deshalb ein Begehren gegen eine mögliche Ansiedlung einer Fast-Food-Filiale unterschrieben. Im Internet hat sich nun eine lautstarke Gegenbewegung gegründet.

“Wir wollen Fast Food in Haltern“. Unter dieser Überschrift haben anonyme Internetnutzer eine Online-Petition ins Netz gestellt – und eine entsprechende Seite bei Facebook gegründet. Bis Montagnachmittag haben 204 Mitglieder diese Aktion begrüßt.

„Ich finde, es ist egal ob Mc Donald’s, Burger King oder Subway nach Haltern kommt, Hauptsache irgendetwas! Dann müssen wir nicht immer soviel Sprit verheizen. Demnach schonen wir damit die Umwelt, vermindern ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, ... und würden vielleicht sogar die Attraktivität für Touristen steigern“, schreibt Dirk Janke.

Viele haben es satt, für einen Hamburger weite Strecken fahren zu müssen

Es sind ausschließlich junge Leute, die sich online für eine Fast-Food-Filiale in der Seestadt aussprechen. Viele von ihnen haben es satt, für einen Hamburger oder ein Sandwich nach Recklinghausen, Dülmen oder Borken fahren zu müssen. Jonas Ohlms schreibt zudem: „Ich bin dafür, weil so endlich mindestens 30 Arbeitsplätze für Schüler und Studenten entstehen können!“

Irmgard Jakowlew glaubt den Usern kein Wort. Die 63-Jährige sagt: „Die Argumente sind vorgeschoben. Den jungen Leuten geht es nicht um das Gemeinwohl, sondern um ihren Hamburger.“ 405 Unterschriften hatte die Hausbesitzerin bis Anfang März gesammelt, um den Bau eines Schnellimbisses zu verhindern. Nun sind noch einmal 38 hinzugekommen. „Wir haben Angst, dass in unseren Vorgärten bald Berge von Müll liegen. Rund um Fast-Food-Häuser wird die Hamburgerverpackung weggeworfen. Strohhalme und Servietten fliegen herum“, sagt Jakowlew. „Ich will nicht der Mülleimer von McDonald’s sein.“

Die 63-Jährige befürchtet, das Stadtbild verliere an Attraktivität - und vor allem ihre Immobilie. „Unsere Häuser und Grundstücke verlieren an Wert, wenn sich McDonald’s oder sonst wer in der Nähe niederlässt“, sagt sie.

Angst vor hohem Lärmpegel und einer „Dauerbeleuchtung“ der Stadt

Die Seestädterin betont, sie wolle keine Nörglerin sein. Sie sorge sich vielmehr um die Jugendlichen. „Ein Schnellimbiss hat doch keinen Freizeitwert. Wenn es um einen Spielplatz oder um eine Sporthalle gehen würde, hätten wir nichts dagegen.“ Außerdem, so Jakowlew, sei Fast Food ungesund. Man müsse die jungen Menschen motivieren, sich gesünder zu ernähren. Die Ansiedlung einer McDonald’s-Filiale sei das falsche Signal.

Auf Nachfrage geben die Fast-Food-Gegner zu, auch Angst vor einem höheren Lärmpegel, Ruhestörungen in der Nacht und einer „Dauerbeleuchtung“ der Stadt zu haben. Klaus Lehmacher schimpft bei Facebook über die Unterzeichner. „Ich bin absolut für eine Ansiedlung, weil mir dieses konservative Dagegensein tierisch auf den Sa.. geht“, schreibt er.

Die Stadt steht zwischen den Fronten

Zwischen den Fronten steht die Stadt Haltern am See. Die Politik will den Streit nicht weiter anheizen. „Wir nehmen die Sorgen der Bürger ernst“, sagt der Technische Beigeordnete der Stadt, Wolfgang Kiski. Er betont aber auch: „Wir würden eine Ansiedlung begrüßen.“ Schließlich geht es um viel Geld – und ein freies Grundstück, das schon seit 1999 zum Verkauf steht. Die Verhandlungen mit McDonald’s seien im Gange, erste Gespräche seien geführt. Ein Bauantrag der Fast-Food-Kette läge aber noch nicht vor. Der Streit wird also noch in weitere Runden gehen.