Kreis Unna. .

Gerade beim medizinischen Notfall ist schnelle ärztliche Hilfe gefragt. Schlimm, wenn der Patient dann auf der langen Leitung steht. Klartext: Wenn Hilfesuchende unter der zentralen Notrufnummer in der Dauer-Schleife hängen und nicht zum Facharzt durchkommen. „Genau diese Probleme haben viele unserer Patienten bei der seit Februar geschalteten zentralen Notfallnummer“, sagt Dr. Winfried Gahlen, Sprecher der Hals-Nasen-Ohrenärzte im Kreis Unna. „Aus diesem Grund wollen wir das alte Notrufsystem reaktivieren.“

Grund für das Chaos sei die Neuorganisation des ärztlichen Notdienstes über zentrale Notfallpraxen und einheitliche Notdienstnummer (0180-5044100). „Jeder Anruf aus dem Zuständigkeitsbereich der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe läuft wie die Patienten im Callcenter in Duisburg auf, dessen Leitungen offenbar häufig überlastet sind, so dass die Patienten nicht durchkommen“, sagt HNO-Arzt Gerd Borkowski aus Unna. Immer wieder käme es in seiner Praxis zu Beschwerden von Patienten, die zu den Notfallzeiten vergeblich auf schnelle Hilfe via Telefon gehofft hatten. Sauer seien auch viele Augenärzte. Auch von Kollegen aus dem Hochsauerlandkreis und Soest habe er von Problemen gehört, „da funktioniert es mit dem Notrufsystem wohl überhaupt nicht“.

Durch die große räumliche Distanz würden sich die Callcenter-Mitarbeiter auch nicht in der Region auskennen. „Die haben so einen Kollegen vom notärztlichen Fahrdienst bis nach Coesfeld geschickt, obwohl er dort gar nicht zuständig war.“

Wie es bereits Fachärzte im Kreis Recklinghausen getan haben, wollen die HNO-Ärzte im Kreis nun wieder ihre Notdienste separat über die Zeitung veröffentlichen. Zudem ist ihre Notruf-Liste mit allen Diensten bis Ende Juli im Internet abrufbar (www.hno-waltrop.de unter Downloads).

Im Vergleich zum anfänglichen Chaos habe sich die telefonische Erreichbarkeit des Callcenters, das auch für für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein tätig sei, „schon deutlich verbessert“, sagt Dr. Siegrun Weiß.

Die stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der HNO-Ärzte in Westfalen-Lippe begrüßt es, „dass der Notdienst über die KV einheitlich geregelt worden ist.“ Wobei im Callcenter selbstverständlich dafür gesorgt werden müsse, „dass genügend Personal für den reibungslosen Ablauf da ist.“

Die erste Welle von über 31 000 Anrufern zum Notnummern-Start habe die KV-Verantwortlichen überrascht, räumt Pressesprecher Andreas Daniel ein. Inzwischen seien die anfangs 40 Callcenter-Mitarbeiter aber personell aufgestockt worden, so dass nun die Wartezeit in der Regel maximal zwei Minuten betrage. Sollte es in Stoßzeiten länger dauern, solle der Anrufer Geduld haben „und wenn er nicht durchkommt, es eine halbe Stunde später noch einmal versuchen.“