Altena. .
Ein einziger Ebay-Betrüger verhagelt der hiesigen Polizei die Statistik: 280 Fälle gehen wohl auf das Konto eines 25-jährigen Altenaers. Die Akten liegen noch bei der Staatsanwaltschaft.
Dietmar Rinscheid, stellvertretender Leiter des Kriminalkommisariates Plettenberg, und Altenas Polizeichef Matthias Radtke präsentierten gestern die Statistik des Jahres 2010. Ohne den Ebay-Ausreißer wäre die Zahl der angezeigten Straftaten exakt auf dem Niveau des Vorjahres geblieben: 1089 Fälle nahm die Polizei im Jahr 2009 auf. Doch so stieg die Fallzahl um über 21,5 Prozent auf 1324.
Darin enthalten sind einfache Sachbeschädigungen genauso wie Rauschgiftdelikte oder Sexualstraftaten. Statistisch gesehen an jedem Tag wurde in Altena irgendjemand irgendetwas geklaut: 378 Taten gehören in diese Kategorie (11 % Plus). In 20 Wohnungen wurde eingebrochen (ein Plus von 20 %), darunter dreimal am hellen Tag. 45 Auto-Einbrüche stehen in der Statistik. 125-mal ging es um Körperverletzung. Die Zahl der angezeigten Rauschgiftdelikte ging um 35 % zurück auf 24. Siebenmal musste die Polizei ermitteln wegen Raub oder räuberischer Erpressung.
Überdurchschnittliche Aufklärungsquote
Die Altenaer Kriminalpolizei ist mit drei Leuten besetzt und gehört zum Kommissariat in Plettenberg mit insgesamt zwölf Polizeibeamten.
Das Kommissariat wiederum gehört zur Polizeiinspektion MK -Süd in Lüdenscheid.
Die Inspektion trumpft auf mit einer Aufklärungsquote von 57,9 %. Damit liegt die Dienststelle deutlich über dem Landesschnitt.
Objektiv ist der südliche MK vergleichsweise sicher: Auf 100 000 Einwohner kommen hier 5 909 Straftaten (landesweit: 8 073).
Die Straßenkriminalität ging zurück auf 198 Fälle (minus 21 %).
Sowohl in der absoluten Zahl wie auch im prozentualen Vergleich schlägt einzig der Bereich „Vermögens- und Fälschungsdelikte“ aus dem Rahmen: 438-mal fielen Altenaer deshalb auf. Davon gehen allerdings alleiin 235 Fälle auf das (Ebay-)Konto eines 25-jährigen Italieners.
Der soll vor ziemlich genau einem Jahr Waren in dem Online-Auktionshaus angeboten haben. Die arglosen Käufer überwiesen die Ware, bekamen aber kein Geld. In ganz Deutschland beschäftigten sich Polizeibeamte mit dem Betrugsfall. Alle Nachfragen bei Ebay führten zu dem 25-jährigen Altenaer und landeten bei der Staatsanwaltschaft Hagen. Von dort ging der Ermittlungsauftrag an die Polizeiinspektion MK-Süd bzw. das hiesige Kriminalkommissariat.
Jeder einzelne Fall müsse nachgeprüft werden, erklärt Kriminalhauptkommissar Dietmar Rinscheid: Geschädigte müssen angeschrieben und teilweise noch einmal persönlich befragt werden. Es könnte ja sein, dass die Ware verspätet doch noch gekommen ist. „Das ist schon eine Hausnummer“, beschreibt der stellvertretende Kommissariatsleiter den Aufwand. „Viele Menschen sind computergläubig“, erklärt der Leiter der Altenaer Polizeiwache, Matthias Radtke mit Stirnrunzeln.
Bundesweit einmalig:
„Warnschuss-Tag“
Auffällig im positiven Sinn ist die Zahl der Handtaschenraube: Null - und das bereits im zweiten Jahr! Das könnte an der Aufklärung insbesondere älterer Menschen durch die Polizei liegen.
Zumindest im vergangenen Jahr könnte ein neues Projekt der Kreispolizeibehörde Früchte getragen haben: Vor allem auffällig gewordene Kinder und Jugendliche werden zu „Warnschusstagen“ heran gezogen. Zusammen mit Kontaktbeamten verbringen sie einen Tag in der Justizvollzugsanstalt.
Matthias Radtke gibt sich „begeistert“ von diesem bundesweit einmaligen Projekt. Aus seinem Bereich kamen bereits acht Jugendliche in den Genuss einer der drei Probetage im Knast. Das einmal live zu erleben, beeindrucke fast jeden.