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Ihre Augen sind gerötet. Tränen und Mangel an Schlaf haben Spuren im Gesicht von Edeltraud Wittler hinterlassen. Kein Wunder: Ihr Sohn sitzt in Japan fest und versucht verzweifelt weg zu kommen.
Ihr Sohn ist Marco Heuser (38), der für den japanischen Elektronik- und Maschinenbaukonzern Hitachi arbeitet. „Am Donnerstag ist er über Katar nach Tokio geflogen. Wir hatten danach keinen Kontakt mehr, und als das Erdbeben in Japan losging, habe ich mir große Sorgen gemacht“, erzählt Edeltraud Wittler.
„Stunden-, ja tagelang keine Verbindung zu bekommen und parallel dazu diese grausamen Bilder im Fernsehen zu verfolgen, das macht einen fertig“, gesteht die Heeren-Werverin. Ihre dreijährige Enkeltochter Ivi bekommt von all der Sorge um Marco Heuser nichts mit. „Wir halten all das von ihr fern“. Das einzige, was Ivi weiß und stolz sagt, wenn man sie fragt: „Papa ist in Japan!“
Gestern Morgen dann endlich ein kleiner Hoffnungsschimmer für Edeltraud Wittler. Eine SMS aus Japan hat sie erreicht. „Mein Sohn scheint irgendwo in der Nähe von Nagano zu sein. Offenbar hat er irgendwie Flugtickets ergattert. Aber wohin, die Reise geht, weiß ich nicht.“ Letztlich sei ihr das aber auch egal. „Hauptsache er kommt da weg und ist bald wieder gesund zu Hause.“ Ihren Sohn wohl behalten in die Arme nehmen zu können, das ist alles was für Edeltraud Wittler im Moment zählt. Umso mehr, als Marco Heuser am Donnerstag dieser Woche 39 Jahre alt wird. „Wenn er hier ist, werden wir gleich doppelt Grund zum Feiern haben“, hofft Wittler. Und danach werde sie auch in der Lage sein, die unfassbaren Ereignisse in Japan an sich herankommen zu lassen und vielleicht begreifen, „welch unermessliches Leid über das japanische Volk gekommen ist“.