Nachrodt. .

Die Frau und der Mann, die Frau im Beruf und Frauen unter sich sind Themen, die Edith Börner nicht unkommentiert lassen kann.

Die erfolgreiche Kabarettistin traf den Nerv ihres Publikums gut, als sie am Donnerstag auf Einladung der SPD das Programm zum Weltfrauentag bestritt. Die Rastatt war wieder einmal ausverkauft.

Zickig präsentierte sich Edith Börner eher selten in ihrem Programm „Lizenz zum Zicken“. Mehr ist sie eine scharfsinnige Beobachterin gesellschaftlicher Trends, die sie nicht minder scharfzüngig zu kommentieren weiß.

Nach oben und nach unten heiraten

In der Rastatt zeigt sich das zu Beginn ihres Programms schon am ersten Outfit: Edith Börner kommt im regenfesten Radler-Gewand. Spritpreise, Karneval und letztlich auch der Bahnstreik haben sie dazu bewogen. Über dieses Thema kommt sie auf grauhaarige Senioren auf schweren Motorrädern, Yoga, Pilates, Gesundheitsschuhe und schließlich zum Klassentreffen. da trifft sie auf Petra, die jetzt Popo-Fett in ihren Lippen trägt.

Jochen, der einstige Streber, ist derweil ein später Vater geworden. Die biologische Uhr tickt und Kinder werden mit zunehmender akademischer Bildung von Frauen ohnehin immer rarer. Niemand kann mehr wie früher nach oben oder unten heiraten...

Um sich im Leben durchboxen zu können, besinnt sich Edith Börner auf die Tugenden von Emma Peel. Die braucht sie vor allem in der S-Bahn, wenn sich Fahrgäste mit Sumo-Ausmaß neben sie setzen, Teenie-Cliquen, Hunde und MP3-Player-Getöse an den Nerven zerren. „Und da gibt’s Leute, die noch 8600 Euro für Survival-Trainings in der Sahara ausgeben, wenn man doch ein Kurzstrecken-Ticket haben kann...“ kommentiert Edith Börner.

Vielleicht helfen ja ein paar Pillen: Damit ist Edith Börner freigiebig. Die Hormone machen eine Runde durchs Publikum, den Rest gönnt sie sich mit einer Flasche Jim Beam. So gestärkt geht’s in eine letzte Runde vor der Pause. Da dreht Edda Sobrowski beim Seniorencasting mit dem allseits bekannten Jopi Heesters voll auf: Als Tier-Stimmenimitatorin, Wunderheilerin und einstige Meisterin für rhythmische Sportgymnastik in der Sekretärinnenliga. Edda wird ganz zum Schluss noch einmal auftauchen.

Eine Episode aus der Tele-Arbeit

Aber vorher gibt’s noch eine wunderbare Episode aus dem Kapitel Tele-Arbeit, die mehr Stress verursacht, als Muße zum Arbeiten.

Zeit für Entspannung: Am liebsten mit Freundinnen. Das artet aus: „Wenn Frauen zu sehr Rommé spielen“, dann sprudeln der Weißwein und der Eierlikör. Allerdings lässt zu viel Genuss die Haut altern. Holger, der Forscher, sieht zwei Möglichkeiten, den Prozess aufzuhalten: Hungern und frieren oder eine Ganzkörpertransplantation. „Ersteres scheint realistisch bei den zu erwartenden Rentenansprüchen“, erklärt Edith Börner – und schlüpft prompt in die Rolle einer 73-jährigen Powersportlerin, die gnadenlos mit den Fettpölsterchen im Publikum abrechnet. Da wird’s mal wieder richtig schön zickig auf der Bühne. Edith Börner darf das ungestraft sein. Sie zickt hochamüsant...