Massen. .

Am Donnerstagabend gibt es wieder Südwestwind, das weiß Sabine Schulze aus dem Internet. Und woher der Wind weht, das weiß sie eigentlich immer. „Ich mag Ostwind lieber“, erklärt die Massenerin kurz, „der ist zwar kalt, stinkt aber nicht so widerlich.“

Resignation hat
sich breitgemacht

Gebessert hat sich in den sechs Jahren, seit sie in die Kleistraße gezogen ist, nichts an diesem „widerlichen Mief“. Der Quell allen Übels ist seit 1991 in Dortmund-Wickede ansässig: Aromen-Hersteller „Givaudan“. Bei Südwestwind wabert die Abluft des Unternehmens durch Massen. „Am schlimmsten ist ein undefinierbarer, durchdringender, süßlicher Geruch, der selbst durch die geschlossene Tür zieht“, beschreibt die 43-Jährige, „und den wird man nicht mehr los.“

All die Anrufe bei der Unteren Umweltbehörde in Hagen, die für die Emissionen von „Givaudan“ zuständig ist, selbst die Toleranzwert-Messungen vor Ort in Massen -- nichts hat die Situation auch nur ansatzweise verbessert. „Die haben bei uns vor der Tür gestanden, auch dann, wenn Ostwind war und überhaupt keine Belästigung auftrat“, sagt Schulze, „das war ein Witz.“ Sie und ihre Nachbarn, alle hätten inzwischen resigniert, führt Sabine Schulze aus. „Wenn das Umweltamt sagt, dass wir damit leben müssen, dann ist das wohl so.“ Sie selbst habe „keinen Bock mehr“, noch einmal in Hagen anzurufen. „Wir alle sehen da wenig Chancen auf Erfolg“, so die Angestellte des evangelischen Gemeindebüros, „das ist ungefähr so, als wolle man gegen den Flughafen vorgehen.“

Dass den Aussagen von Anwohnern überhaupt kein Gehör geschenkt wird, stört die Massenerin am meisten. Auch künftig wird sie im Internet nachschauen müssen, wann sie das Schlafzimmer wird lüften können. „Zum Glück haben wir hier häufig Ostwind“, sagt Schulze – und sie muss es schließlich wissen.