Unna. .

Zwei Geigen, ein Akkordeon und ein Kontrabass – das war „Uwaga!“ am Samstagabend in der Stadtkirche.

Noch aus dem vergangenen Kulturhauptstadt-Jahr hatte die evangelische Kirchengemeinde viele neu geknüpfte Kontakte im Adressbuch, die sie weiter pflegen wollte. Gemeinsam mit der Ernst-Oldenburg-Gesellschaft brachten sie so das erstklassigen Konzert im gut gefüllten Gotteshaus auf die Bühne – mit einem begeisterten Publikum.

Missbrauch sorgt für
Klangerlebnis

Das Quartett zeichnete sich unter anderem durch die sehr ungewöhnliche Nutzung der Instrumente aus. Sie schlugen auf Akkordeon und Kontrabass und machten die Geige zur Gitarre.

So mancher Gast fragte sich zwischendurch, ob das nicht schon Missbrauch ist, was die Musiker da vorne anstellten – verwarf diese Überlegungen aber meist schnell wieder. Schließlich sprach das das abwechslungsreiche Klangerlebnis für sich.

Eines der sehr beeindruckenden Stücke war das traditionelle „Zwei Gitarren“, oder auch Astor Piazollas „Oblivio“, bei welchem die Akustik der Kirche voll ausgenutzt wurde. Das Spiel mit der Dynamik bescherte dem einem oder anderem Zuhörer, eine Gänsehaut.

Aber auch Jazz-Musik war, neben jüdischen Melodien und Filmmusik, ein fester Bestandteil im Repertoire der Gruppe. So spielten sie zum Beispiel „Milonga Del Angel“, ebenfalls von Astor Piazolla, dem Begründer des Tango Nuevo, bei welchem der klassische Tango Argentino mit Jazz Rhythmen erweitert wird.

Viele der Stücke wurden vom Kontrabassisten Markus Conrads komponiert, der erst vor kurzem mit einer seiner anderen Gruppen „Wildes Holz“ ein Konzert im Jonahaus gab.

Bei seinen Stücken zeigte sich einmal mehr das Facettenreichtum des Quartetts. Derart gekonnt stimmten sich die Musiker in Pausen und Synkopen aufeinander ab, gingen aber gleichzeitig völlig in langen, wie improvisiert wirkenden, Passagen auf.

Auch ein Bezug zum Guttenberg-Plagiat fehlte nicht, wurde doch das Stück „Nussknacker“ von Peter Tschaikowsky mit den Worten: „Diese Suite habe ich in mühevoller Arbeit sieben oder acht Jahren selbst erarbeitet. Allerdings war ich familiär sehr eingespannt und habe möglicherweise an der einen oder anderen Stelle auch teilweise den Überblick über die Quellen verloren.“ eingeleitet.

Was dann von der berühmten Nussknacker-Suite übrig blieb hatte in diesem Falle allerdings nicht mehr so viel mit dem Original zu tun. Zwar waren die einzelnen Motive noch zu erkennen, doch die Modernität hatte eindeutig Einzug gehalten. Dies tat dem Hörgenuss allerdings keinen Abbruch.

Andere berühmte Werke hingegen wurden, fast, völlig klassisch gespielt, so z.B. „Der Sommer“ aus Vivaldis vier Jahreszeiten. Das begeisterte Publikum zollte seinen Tribut mit minutenlangen Ovationen im Stehen und Pfarrer Jörg Uwe Pehle versprach ein baldiges Wiedersehen mit den Künstlern: Pfingsten 2012.