Essen. . Im Sommer 2012 wird die Autobahn 40 in Höhe Essen-Zentrum für drei Monate gesperrt. IHK und Politik fürchten ein Verkehrs-Chaos. Auch die Bahn muss dann einen Teil der Linie S6 sperren - und will die Zeit für eigene Arbeiten nutzen.
Seine erste Reaktion war: „Das müssen wir verschieben!“: Dieter Schmitz, in der Essener Verwaltung für die Verkehrslenkung in der Stadt verantwortlich, blickt mit Sorge auf den Sommer 2012. Für drei Monate soll die Autobahn 40 im Essener Zentrum wegen Bauarbeiten komplett gesperrt werden. Nun qualmen bei der Stadt die Köpfe, wie das Mammut-Projekt gestemmt werden kann – vor allem die Verkehrs-Umleitungen. Denn verschieben lassen sich die Arbeiten nicht.
Es geht nur um ein kurzes Stück Autobahn, etwa vier Kilometer: Zwischen Essen-Zentrum und Essen-Huttrop sollen im kommenden Jahr, vom 6. Juli bis zum 30. September, nur noch Bagger und Baufahrzeuge verkehren. Für 16 Millionen Euro sollen der Ruhrschnellwegtunnel modernisiert und die daran anschließenden Straßenbrücken in der Essener Innenstadt saniert werden, zum Teil bis auf die Grundstruktur. Dann müssen 71.000 Fahrzeuge, die pro Tag in Höhe Essen auf der A40 unterwegs sind, umgeleitet werden. Das Bauprojekt, „ist nicht aufschiebbar“, heißt es beim Landesbetrieb Straßen.NRW. Und es ist nicht verschiebbar, betont dort Kathrin Heffe, Leiterin der Niederlassung Ruhr.
„Wir müssen alles auf einmal anpacken“, erklärt Heffe. Würde man die Bauvorhaben auf ihre Einzel-Projekte aufteilen, „würden wir in den Jahren 2012, 2013 und 2015 die Autobahn in Essen für den Verkehr sperren müssen“, erklärt Hesse – für jedes Mal drei Monate.
„Wir müssen auf die Tube drücken“
Noch ist das Projekt vom Bund, der das meiste Geld zuschießt, nicht genehmigt. Aber Heffe geht nicht davon aus, dass aus Berlin ein Veto kommt: „Man weiß auch im Bundesverkehrsministerium, dass wir hier auf die Tube drücken müssen“, sagt sie.
Die Befürchtungen in der Stadt Essen sind unterdessen groß, dass den Anwohnern in den Stadtteilen Rellinghausen, Bergerhausen und Südviertel zusätzlich Lärm und Abgase drohen. Für Essens SPD-Chef Dieter Hilser ist das Chaos „vorprogrammiert“. Und in der IHK Ruhr sieht Gerd Hammer, stellvertretender Geschäftsführer, „eine ungeheure Belastung“ auf die Stadt zukommen. Für Hammer ist nun „alle Kreativität der Planer gefordert“, den Verkehr bestmöglich durch die Stadt zu schleusen, aber nicht zwingend weit drumherum: „Der Einzelhandel macht sich Sorgen“, sagt Hammer und fordert: „Essen muss erreichbar bleiben.“
Stauforscher Prof. Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen bremst solche Befürchtungen ab. Vorangegangene Sperrungen auf der A40 hätten gezeigt, „dass es nicht so schlimm wird, wie befürchtet.“ Die A40 sei zum Großteil eine Pendler-Autobahn, da lasse mancher im Zweifel den Wagen stehen und steigt in Bus oder Bahn. Schreckenberg: „Wenn die Umleitungen gut kommuniziert werden“, müssten selbst drei Monate Sperrung nicht den Verkehrs-Kollaps bedeuten. Schreckenberg bezweifelt allerdings, ob sich der Last-Verkehr tatsächlich an die geplanten weiträumigen Umleitungen über andere Autobahnen halten wird: „Die Erfahrung zeigt, dass das nicht immer der Fall ist“.
Ampelschaltungen anpassen
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Im Essener Amt für Verkehrsmanagement wird jetzt „der Verkehrsrechner gefüttert“, berichtet Dieter Schmitz. Innerhalb der nächsten drei Monate soll das grobe Umleitungskonzept stehen, dass zusammen mit dem Landesstraßen-Betrieb erarbeitet wird. Da die Sperrung deutlich länger ist als bisher, „überlegen wir auch, die Ampelschaltungen darauf einzustellen“, sagt Schmitz.
Während der A40-Verkehr Richtung Duisburg zum Teil über die A52 geleitet werden soll, bereiten vor allem die Fahrzeuge in der Gegenrichtung Kopfzerbrechen. Schmitz hat jedenfalls Staus schon vor Augen: Auf der Hohenzollern-, Kronprinzen- und Kurfürsten-Straße, die parallel zur A40 wohl den meisten Verkehr abbekommen werden: „Platz-Reserven haben wir dort eigentlich nicht.“
Das merkt auch ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold an: „Vor allem an der Kreuzung Frillendorfer Straße - Burggrafenstraße wird es zu einem Verkehrschaos kommen“, glaubt Suthold. Die Ampelanlagen dort seien für höchstens 50.000 Verkehrsteilnehmer am Tag ausgelegt - durch die Sperrung kämen aber noch einmal etwa 50.000 dazu. „Die Leute werden aus den Seitenstraßen nicht mehr herauskommen“. Trotz vierspuriger Straßen werde nichts mehr gehen. „Die Stadt Essen wird sich etwas einfallen lassen müssen.“
Auch der Bahnverkehr wird von der A40-Sanierung beeinflusst. Während der Brückenarbeiten muss die darunterliegende Strecke der S-Bahnlinie 6 Richtung Düsseldorf auf einem Stück gesperrt werden. Die Bahn will das für eigene Arbeiten an Gleisen und Bahnhöfen im Stadtgebiet nutzen, vom 6. Juli bis 19. August 2012, also über die Sommerferien. Pendler trifft es auf dieser Strecke dann doppelt hart. (mit van)