Lünen. .
„Nie wieder arbeiten“: Was klingt wie ein Traum, kann sich durchaus als das Gegenteil entpuppen. Und als ein echter Angriff auf die Lachmuskeln, wie das Publikum im Heinz-Hilpert-Theater am Samstag erfuhr.
Nach rund 20 Ehejahren hat sich bei den Paaren Nicole und Werner und Nina und Tom Routine breit gemacht. Während die Frauen wenigstens noch beruflich mit einer Tanzschule erfolgreich sind, läuft bei den Herren auch in dieser Hinsicht gar nichts mehr, wie es soll.
Als Frührentner verwirklichen sie schließlich ihren Traum und müssen „nie wieder arbeiten“. Statt ins freizeittechnische Nirwana gelangen sie jedoch durch diesen Schritt in eine echte Lebenskrise – und verlieren sogar ihre Frauen. Nach einigen Wirren entwickeln sich Werner und Tom zu Tanzprofis und gewinnen neben dem Lebensmut auch ihre Ehefrauen zurück. Besonders die humorvolle Tanzdarbietung als Finale begeisterte das Lüner Publikum und erhielt andauernden Applaus.
Mit der Aufführung der Theatergastspiele Kemp und der Komödie Düsseldorf bot das Hilpert-Theater TV-Prominenz auf, die nicht nur aus dem Vorabend-Programm bekannt ist: Bernd E. Jäger van Boxen kennen Fans der TV-Serie „Die Wache“ als Hauptkommissar Ulf Schelling; der 1958 in Witten geborene Schauspieler, Kabarettist und Musiker Martin Zuhr drehte von 1996 bis 1999 „TV Kaiser“. Der Grimme-Preisträger begeisterte das Publikum als berufsmüder Polizist und depressiver Frührentner. Auch Jäger van Boxen als gescheiterter Pädagoge und Deutschlehrer mit dem Hang, seine Mitmenschen ständig zu verbessern, kam – nicht nur beim weiblichen Publikum – gut an.
Bambi-Gewinnerin Silvia Seidel verkörperte Nicole; Tanja Schumann, die unter anderem in der RTL Produktion „Samstag Nacht“ zu sehen war, stellte Nina dar. In 256 Folgen der „Lindenstraße“ spielte Dagmar Hessenland die Elisabeth Dressler, in Lünen spielte sie Flora, die alte Tante, die das Leben der jungen Paare ziemlich aufmischt.
Eine Mischung, die beim Publikum ankam: „Das Stück war sehr gut, die Schauspieler spitzenmäßig“, so Annelie Sprenger aus Oberaden. Von ihren Kindern hatten Hannelore und Erich Menke aus Lünen ein „Kulturpaket“ geschenkt bekommen: Eine „Kulturtasche“ gefüllt mit einer Eintrittskarte für das Hilpert-Theater. Sie waren sich einig: „Es war toll“. Auf die Frage, was Ihnen am besten gefallen habe, antwortete er: „Es war alles einfach ausgezeichnet“. Für Hannelore Menke stand fest: „Die Männer“. Zuhr und Jäger van Boxen waren selbst in ihrer „depressiven Phase“ einfach urkomisch.