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„Manchmal denkt man: Die machen die bessere Jugendarbeit“, sagte Referentin Anne Broden warnend über rechtsextreme Szenen und machte am Donnerstagabend im Volkshochschul-Gebäude am Geist auf die Gefahren dieses präsenten Themas aufmerksam.

Die Motivationen, die Jugendliche in den Rechtsextremismus ziehen, sind schon nahezu banal. „Zumeist sind es Jugendliche, die nach Freundschaft und Anerkennung suchen“, erklärt die Projektleiterin des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in NRW (IDA-NRW). Rechtsextreme versuchen ihnen das zu geben, was ihnen im Leben fehle. „Sie haben stets ein offenes Ohr für Probleme und tarnen ihre Ideologien in simplen Gesprächen“, erklärt die Referentin. Außerdem besuchen Rechtsextreme Freizeitparks, wie jede andere Jugendorganisation auch. Das Freizeitangebot dieser Szenen wirke demnach völlig harmlos. Gleichzeitig betont sie, dass Rechtsextreme nicht nur jung seien. „Ein großer Prozentteil der Rechtsextremen in Deutschland findet sich durchaus in der älteren Generation wieder“, erinnert sie das Plenum.

Auch Frauen haben ihren Platz in rechtsextremen Szenen schon längst gefunden. „Ich habe gehört, dass Frauen gerade im Osten Deutschlands bewusst dafür eingesetzt werden harmlose Familienfeste zu veranstalten“, lautete eine Wortmeldung in der anschließenden Debatte. Diese Gefahr weist auch Anne Broden nicht von der Hand. „Neuerdings wird rechtsextremen Frauen sogar empfohlen Sozialpädagogik zu studieren“, erklärt sie die Strategien dieser Szenen. Man könne wohl erahnen, wo das hinführen soll.

Ähnlich skeptisch standen viele Hörer des Vortrags auch der Präsenz rechtsorientierter Parteien in deutschen Parlamenten gegenüber. „Damit haben Rechtsextreme nicht nur ein Sprachrohr in der Politik, sondern werden ebenfalls durch staatliche Gelder unterstützt“, äußerte einer der Gäste seine Bedenken. Anne Broden hingegen sprach sich dafür aus, sich in einem demokratischen System mit verschiedenen politischen Ausrichtungen auseinandersetzen zu müssen. Ihr gehe es eher um die erhöhte Gewaltbereitschaft Rechtsextremer. „Keine andere extremistische Gruppierung ist in ihrem Vorgehen so brutal“, erklärt sie. Natürlich müsse man sein Augenmerk ebenfalls auf den Linksextremismus legen, gesteht sie ein. „Dieses Problem betrifft uns in NRW allerdings nicht so stark“, so Broden.

Ein anderes Plenumsmitglied äußerte seine Ängste in Bezug auf die Heroisierung in Filmen, die den Nationalsozialismus thematisieren. „Aufklärung betreiben indem man die Köpfe des Nationalsozialismus zu Helden oder Vorbildern erhebt, ist doch nicht der richtige Weg“, hält er fest. Anne Broden sieht den Nationalsozialismus eindeutig nicht als Ursprung des Rechtsextremismus. „Viele europäische Länder haben Statistiken zufolge einen ähnlich hohen Anteil Rechtsextremer in der Bevölkerung“, so Broden. Der Rechtsextremismus sei kein rein deutsches Phänomen.