Schwerte. .

„Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt.“ Bei dem Titel fragt man sich unweigerlich: Wie soll das gehen? Nach knapp zwei Stunden war die Frage beantwortet. Es geht. Und vor allem wie.

Mit dem Stück feierte das Ensemble von T.a.F. (Theater am Fluss) am Freitagabend eine heiß umjubelte Premiere in der Halle IV der Rohrmeisterei.

Launig, unterhaltsam, ungeheuer witzig und mit einer Portion Ironie brachte das vierköpfige Ensemble Shakespeares sämtliche Werke in einem Theaterstück auf die Bühne. Im ersten Akt, der knapp eine Stunde dauerte, fügten Marco Aufmhoff als Peter Kasper, Lars Blömer als Jon Melchior, Wolfgang Klein als Christopher Balthasar und Daniel „Smy“ Samaga als Bob, der Techniker sage und schreibe 36 Werke zu einem großen Ganzen.

In einem ganz in Weiß gehaltenen Bühnenbild sitzt Bob, der Techniker wortlos, von der ersten bis zur letzten Minute, hinter einem Schreibtisch, zieht die Fäden und beweist sein musikalisches Talent auf der Blockflöte, dem Kazoo und der E-Orgel. Peter, Jon und Christopher wechselten sekundenschnell Kostüme und Geschlechter – und sorgten alleine schon damit für ständige Lacher. J

Richard III. spielt gegen Heinrich V. Fußball

Julia, dargestellt von Wolfgang Klein, bauchfrei mit absichtlich schlecht sitzender Perücke, tanzt lasziv zu Abbas Dancing Queen und will Romeo betören. Othello wird als Rap dargestellt, da sie „schon aufgrund physischer Grenzen nicht in der Lage sind, Othello aufzuführen“. Titus Andronicus bereitet blutrünstig im Kochstudio eine Menschenkopf-Pastete zu, Macbeth kommt in schottischer Mundart daher und Richard III. spielt gegen Heinrich V. Fußball und König Lear wird eingewechselt. Und ein Foul jagt das nächste.

Mit der unterstützenden Umgebung, dem bereitwilligen Publikum, kam es im zweiten Akt zum großen Hamlet-Finale. Die Zuschauer spielten Ophelias zerrissene Seele, vom „Es“ bis zum „Über-Es“ und die drei Darsteller kämpfen auf der Bühne mit salbungsvollen Worten und Schwertern gegeneinander und vergaßen auch nicht, sich gegenseitig umzubringen. Das Ganze gab es dann auch noch in rückwärtiger Version. Urkomisch.

Drei statt eigentlich 2000 Darsteller

Was normalerweise über eine Woche Spielzeit beanspruchen würde, bei der sich an die 2000 Darsteller auf der Theaterbühne tummeln würden, schaffte das T.a.F.-Ensemble in knapp zwei Stunden – und das zu dritt. Shakespeares gesammelte Werke als Comedy mit Slapstick-Einlagen. Eine Persiflage, die großen Spaß machte.

Aufmhoff, Blömer und Klein als Shakespeare-Mimen Peter Jon und Christopher spielten sich von Beginn an in die Herzen der Zuschauer – und die lagen ihnen (vor Lachen) zu Füßen..

Ziemlich abgefahren“, „Total lustig“ oder „Wahnsinnig unterhaltend“, waren nur einige Stimmen aus dem restlos begeisterten Publikum. Tolles Theater, im wahrsten Sinne des Wortes.