Holzwickede. .

Die Töne einer Orgel können leise und andächtig, aber auch laut und kraftvoll durch das Kirchenschiff schallen. Durch die erzeugte Atmosphäre bildet die Orgel das Herzstück einer jeden Kirche. Nun hat es sich die evangelische Kirchengemeinde Holzwickede zur Aufgabe gemacht, die Orgel der Kirche am Markt zu restaurieren. Dabei kam die Idee auf, nicht mehr benötigte Orgelpfeifen zu verkaufen und so einen Teil der Restaurierung zu finanzieren.

Über 100 große Orgelpfeifen mit einer Höhe von bis zu 1,50 Meter und unzählige 22 Zentimeter kleine Pfeifen konnten am Wochenende im Gemeindebüro neben der evangelischen Kirche von Sammlern und Liebhabern des Instruments erstanden werden.

Doch wer ein Erinnerungsstück an die im Jahr 1907 erbaute Orgel mit nach Hause nehmen wollte, musste flott auf den Beinen sein. „Als wir am Freitag um 10 Uhr aufgeschlossen haben, stand schon eine Schlange Menschen vor unserer Tür“, erzählt Marion Rother, Presbyterin der Gemeinde.

Nach einer Stunde nur noch spärliche Reste

Eine Stunde nach Verkaufsstart waren nur noch spärliche Reste zu finden. Vor allem die großen Pfeifen hatten es den Interessenten angetan. „Viele sind nur gekommen, um eine Pfeife zu reservieren und holen sie dann später ab“, so Marion Rother. Die Vorreservierung ist durchaus verständlich, denn der Transport einer 1,50 Meter großen Orgelpfeife muss erst einmal organisiert werden.

Die Gründe für den Kauf einer Orgelpfeife konnten an diesem Tag unterschiedlicher nicht sein. „Manche benutzen die kleinen Pfeifen als Tischdeko oder verschenken sie weiter“, so die Presbyterin. Einige Käufer wollte sich einfach ein Erinnerungsstück sichern. Manch einer nutzt die Pfeifen gar als Wandschmuck. „Den Holzwickedern war aber vor allem wichtig, dass die Pfeifen wirklich aus unserer Orgel kommen. Sie sehen den Kauf eher als Spende, mit der sie unsere Kirche unterstützen“, erklärt Marion Rother. Daher war es nicht verwunderlich, dass der ein oder andere Käufer noch einen Geldschein extra zum eigentlichen Kaufpreis gab. Innerhalb der ersten Stunden konnte sich Marion Rother über 500 Euro in ihrer Kasse freuen.

Während im Gemeindehaus der Ansturm auf die letzten Pfeifen gar nicht abebben wollte, arbeitete Bernhard Althaus vom Orgelbauer Klais aus Bonn weiter an der Klassmeier-Orgel in der evangelischen Kirche.

Seit sechs Wochen restaurieren er und sein Lehrling die Orgel, entfernen Staub und Schmutz aus den rund 1 200 Pfeifen, beheben technische Defekte und stellen das original Klangbild von 1907 wieder her. 1959 wurde die Orgel, der damaligen musikalischen Mode entsprechend, klanglich umgebaut. „In den 50er Jahren war Orgelmusik nicht mehr beliebt, deshalb wurde das Klangbild vieler Orgeln verändert“, erinnert sich Orgelbauer Althaus. Zu Althaus Lehrzeit in den 70er Jahren wurden die Klangbilder reihenweise erneuert.

„Jetzt besinnen sich die Leute wieder auf den schönen ursprünglichen Ton der Orgel und möchten diesen wiederherstellen“, so Bernhard Althaus. Damit die einzigartige Klassmeier-Orgel bald wieder in alter Tonlage erklingt, musste zuerst die Technik überarbeitet werden. Jede Orgelpfeife und jedes dazugehörige Ventil haben Althaus und sein Lehrling in mühevoller Kleinarbeit ausgebaut, gesäubert, überarbeitet und wieder eingesetzt. „Bevor man am Klang arbeiten kann, muss erst die Technik stehen“, erklärt Orgelbauer Althaus. Zudem musste vieles an der alten Orgel stabilisiert werden.

Restaurierung bis Anfang Mai beendet

„Wenn man einen Blick ins Innere wirft, kann man schon Angst bekommen, dass alles auseinander fällt“, ergänzt Bernhard Althaus. Bis Anfang Mai will Althaus mit der Restaurierung fertig sein, besondere Zwischenfälle erwartet er in dieser Zeit nicht mehr. „Die Orgel ist zwar schon sehr alt, aber eine der besterhaltenen Klassmeier-Orgeln die ich kenne“, so Althaus.

Wenn alles nach Plan läuft, kann die evangelische Kirchengemeinde Holzwickede vielleicht schon an Ostern (24. und 25. April) den Klang ihrer neuen alten Orgel genießen.