Lünen.
Die Lüner Tierwelt ist bedroht. Bei manchen Vogelarten beobachten Experten einen „dramatischen Rückgang“ in der Lippestadt. Vor allem die Feldlerche und der Kiebitz sind praktisch ausgestorben. Der Arbeitskreis für Umwelt und Heimat fordert Stadt, Bürger und Landwirte auf, mehr für den Naturschutz zu unternehmen.
Von Brambauer bis Gahmen ist er kaum noch zu finden, dieser unscheinbare grau-braune Vogel, berühmt für seine trillernd-jubilierenden Gesänge, die er anstimmt, während er im Kamikaze-Flug auf sein Brutgebiet zurast. „Früher saßen die Feldlerchen praktisch auf jedem Feld“, weiß Manfred Scholz, Vorsitzender des Lüner Arbeitskreises für Umwelt und Naturschutz. Heute zählen die Ornithologen gerade einmal zwei Paare in Wethmar und Alstedde. Ähnlich ergeht es dem Kiebitz, „auch hier sind die Zahlen dramatisch zurückgegangen“, berichtet Scholz.
Hauptgrund für diese Entwicklung: Der Lebensraum der Tiere wird immer kleiner, die Nahrung knapper. „Feld- und Wegesränder werden gemäht, Feuchtwiesen entwässert, Freiflächen bebaut“, erklärt Naturschützer Manfred Scholz. Wo gemäht wird, fehlen nicht nur Insekten als Nahrungsgrundlage. Die Vögel finden auch keine Brutplätze mehr.
Der Artenrückgang lasse sich vor allem in der Vogelwelt nachweisen, „weil viele Ornitologen Kartierungen erstellen“, sagt Scholz.
Aber auch andere Tiere wie Schmetterlinge, Bienen oder Rebhühner seien bedroht. „Schmetterlinge wie Schillerfalter oder Schwalbenschwanz finden keinen Nektar, weil es immer weniger wilde Wiesen gibt“, erklärt Scholz.
Auch im Stadtzentrum sind viele Tiere auf dem Rückzug, weiß Karl-Heinz Kühnapfel von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Kreis Unna. Das liege zum Beispiel an „exotischen Bepflanzungen“, etwa im Wallgang am alten Kino. Statt heimischer Gehölzer wachsen dort nun Rhododendron und Kirschlorbeer. Die Folge: „Haussperlinge sind in der Innenstadt kaum zu finden“, so Kühnapfel.
Manfred Scholz appelliert vor allem an die Stadt, in Sachen Naturschutz aktiver zu werden. „Die Freiflächen müssen erhalten bleiben. Die Entscheidung etwa, dass das Gebiet an der Laakstraße als Baugebiet ausgewiesen werden soll, kann ich nicht nachvollziehen“, so Scholz. Deshalb begrüßt er natürlich den Vorstoß der rot-grünen Landesregierung, den Flächenverbrauch zu reduzieren. 15 Hektar werden heute täglich durch Wohn- und Straßenbebauung verbraucht, hatte Umweltminister Johannes Remmel Anfang der Woche bei der Vorstellung der „Roten Liste“ der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in NRW vorgerechnet.
Aber auch jeder einzelne Bürger könne seinen Beitrag leisten, damit wieder mehr Vögel in Lünen singen. Die Wilde Wiese statt akkurat gestutzer Rasenflächen, mehr Blumen, statt steril angeordneter Gehölzer, kurzum: mehr Natur in den privaten Gärten würde „schon ein ganzes Stück weiterhelfen.“