Bergkamen. .
Nein, es ist kein technischer Defekt. In der Fritz-Husemann-Straße, zwischen Werner Straße und Stadtmitte, brennen abends und nachts tatsächlich keine Straßenlaternen mehr.
Grund: Die Stadt muss sparen. Und zwar gewaltig.
Derzeit verschlingen die Ausgaben für die Straßenbeleuchtung (Strom, Wartung, Reparaturen) stolze 780.000 Euro im Jahr. Und diese Summe soll und muss reduziert werden. Jeweils um 175.000 Euro in den kommenden beiden Jahren. Und sogar um 195.000 Euro ab 2014.
Die Stadtverwaltung hat deshalb einen „Feldversuch“ in der Fritz-Husemann-Straße gestartet. So nannte es der amtierende Planungsamtsleiter Berthold Boden im Ausschuss für Umwelt, Bauen und verblüffte damit nicht nur den CDU-Ratsherrn Wolfgang Kerner, der eine Anfrage wegen der unbeleuchteten Straße gestellt hatte.
Im Rahmen dieses „Feldversuchs“ werden die Straßenlaternen an der Fritz-Husemann-Straße gar nicht eingeschaltet. Abends nichts. Und nachts auch nicht.
„Es ist ja eine freie Strecke“, sagte Berthold Boden entschuldigend. Doch Kerner fand die Information gar nicht so lustig. „Sie können doch nicht einfach klammheimlich die Straßenbeleuchtung abstellen“, kritisierte er die Stadtverwaltung.
Klammheimlich werde nichts geschehen, versicherte der Technische Beigeordnete Dr. Hans-Joachim Peters. Letztendlich müsse die Politik die Entscheidung treffen, ob und in welcher Straße welche Maßnahmen dauerhaft durchgeführt werden.
Als Entscheidungshilfe sollen die Politiker noch einen Maßnahmenkatalog vorgelegt bekommen.
Doch dieser Maßnahmenkatalog wird derzeit erst erarbeitet. „Wir überprüfen derzeit die Beleuchtung im ganzen Stadtgebiet“, erklärte Berthold Boden auf Anfrage unserer Zeitung.
Schon jetzt könne aber gesagt werden, dass drei Straßenzüge besonders auffällig seien: die Töddinghauser Straße zwischen Busbahnhof und Erich-Ollenhauer-Straße, die Erich-Ollenhauer-Straße selbst und eben die Fritz-Husemann-Straße.
In allen Bereichen stünden teilweise über 40 Jahre alte Laternen, deren Leuchtkörper in keiner Weise den modernen Energiestandards entsprechen würden. „Die Leuchtmittel sind teilweise gar nicht mehr zulässig“, sagte Boden. Und in jedem Fall würden sie viel zu hohe Stromkosten verursachen.
Lampen bleiben
ausgeschaltet
Leider sei es aus technischen Gründen nicht immer so einfach, die Leuchtmittel auszutauschen - etwa wie die Glühbirne in der Wohnzimmerlampe. „Manchmal muss auch der Lampenkopf komplett erneuert werden“, sagte Boden.
Die Stadt tüftelt deshalb gerade mit den Gemeinschaftsstadtwerken GSW an Lösungen, die einerseits den Geldbeutel, aber andererseits auch die Umwelt schonen sollen. (Die GSW unterhalten für die Stadt Bergkamen die Straßenlaternen, lassen sich aber alle Arbeiten und natürlich auch den Strom bezahlen.)
So wird derzeit gerade an einem Antrag gefeilt, um möglicherweise an Fördermittel für geeignete Energiespaßmaßnahmen zu kommen. Damit könnte ein teilweiser Lampenaustausch finanziert werden.
Eine weitere Alternative sei eine Nachtabsenkung, sagte Boden. Das heißt: die Straßenlaternen würden beispielsweise nur von 23 bis 5 Uhr ausgeknipst. Das wird in Bergkamen allerdings noch nicht praktiziert.
Variante Nummer 3 wird derzeit im bereits erwähnten Feldversuch an der Fritz-Husemann-Straße erprobt: der komplette Verzicht auf Straßenbeleuchtung.
„Es wird natürlich untersucht, ob die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer weiterhin gegeben ist“, versicherte Boden.