Lüdenscheid. .

„Der muss weg. Das geht gar nicht mehr.“ Claudia Colonna vom Lüdenscheider Restaurant Trattoria La Stradina in der Altstadt nimmt bezüglich „ihres“ Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kein Blatt vor dem Mund.

Gestern entschied die Staatsanwaltschaft, dass sich der italienische Regierungschef wegen einer Sex-Affäre um eine junge Marokkanerin in einem Schnellverfahren vor Gericht verantworten muss. Der Vorwurf: Amtsmissbrauch und Umgang mit minderjährigen Prostituierten.

Claudia Colonna und ihr Lebensgefährte Salvatore Reale verfolgen die Situation in Italien sehr genau, obwohl sie schon lange in Deutschland leben.

Für die im Ausland lebenden Italiener sei Berlusconi besonders peinlich, so Claudia Colonna. „Die Deutschen fragen sich natürlich, warum die Italiener ihn immer wieder wählen.“ Während früher die Italiener im Süden meist gegen den Regierungschef waren, hat die Stimmung in der Bevölkerung insgesamt umgeschlagen. „Im Grunde hat er ja auch nicht viel getan, außer sich in die eigenen Taschen zu wirtschaften.“

Regierungschef mit eigenen Sendern

Kritisches über Berlusconi hört man auf seinen eigenen Fernsehsendern wenig. „Neulich hat er während einer Diskussion bei einem Sender, der ihm nicht gehört, angerufen, und den Moderator beschimpft“, so Claudia Colonna. Dass Berlusconi abgesetzt werden muss, stehe für viele Italiener fest: „Viele Bekannte und Verwandte haben auch genug von dem Mann.“

Giuseppe Caracciolo, der in Lüdenscheid für die italienischen Katholiken zuständig ist, findet klare Worte zu Silvio Berlusconi: „Der muss sich schämen.“ Er sei zwar demokratisch gewählt, sei aber jetzt zu weit gegangen.

Felice Bucci, Gastwirt und bei der CDU engagiert, lebt zwar schon seit seinem ersten Lebensjahr in Deutschland, zu Berlusconi hat er trotzdem eine klare Meinung: „Alle schimpfen über ihn, wählen ihn aber trotzdem.“ Er erinnert nur an die letzte Wahl, als alle Rentner nach seinem Sieg 300 Euro extra bekamen.

Bucci: „Es wird Zeit, dass sie ihn einsperren, aber der findet bestimmt wieder einen Weg, aus der Sache rauszukommen.“