Kamen. .

Heute ist es soweit. Die Blumenläden haben Hochkonjunktur, die Süßwarenhändler schreiben schwarze Zahlen und die Taschen der Postboten sind schwer von zahllosen Liebesbriefen. Der Valentinstag - Romantik, Kitsch oder doch bloßer Kommerz? Wir haben uns mal umgehört, was die Kamener vom Tag der Liebe halten.

„Ach nein, wir feiern den nicht“, erzählt Maren Güttler, die gerade auf einem Einkaufbummel über den Markt schlendert. Man hätte ja ohnehin momentan beruflich so viel um die Ohren, da müsste man sich nicht noch zusätzlich Stress machen. Zustimmendes Nicken vom Gatten. Ganz unromantisch geht es bei dem Paar aber dann doch nicht zu: „Vielleicht bekomm’ ich ja doch eine Kleinigkeit“, fügt sie verschmitzt hinzu. Diesmal außer Hörweite vom Ehemann. Soll er wahrscheinlich selbst drauf kommen. Schließlich war sie schon diejenige, die damals vor sieben Jahren die Initiative ergriff. „Ich war Reisekauffrau, mein Mann war ein Kunde“. Man kam ins Gespräch, war sich sympathisch. „Und die nächste Reise haben wir dann gleich zusammen gebucht“, erinnert sich Maren Güttler mit einem Schmunzeln. Sozusagen Liebe per Pauschalpreis.

Weniger romantisch geht es bei der jüngeren Generation zu.

„Nee, der Valentinstag ist doch bloß gut für die Blumenhändler“, hört man von Rike, die sich gerade mit ihren Freundinnen vor der Eisdiele getroffen hat. „Ich liebe dich kann man immer sagen, da braucht man keinen speziellen Tag für“, so die einhellige Meinung der Mädchen. Außerdem sei der Valentinstag ohnehin nur was für ältere Pärchen. „Meine Omi geht da immer mit Opa essen“, erzählt eine von Rikes Freundinnen. Allgemeines Giggeln unter den Mädchen. Hat der Valentinstag gar einen angestaubten Ruf unter jungen Leuten? Ist Romantik nicht mehr im Trend?

Auch beim Thema erster Kuss hat die ältere Generation mehr zu erzählen:

„Den hatte ich mit vierzehn“, kommt es bei einer rüstigen Dame wie aus der Pistole geschossen, „auf einer Freizeit.“ Und auch eine weitere Dame fortgeschrittenen Alters kann sich an ihren ersten Kuss erinnern.

Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt sie: „Da muss ich kurz überlegen...1967 hatte ich meinen ersten Kuss. Wir waren in einem Park.“

Der erste Kurs, der erste Valentinstag, der ist bei Ilse und Willy Rooß schon so lange her, dass beide ins Grübeln geraten, wenn man sie nach den Anfängen ihrer Liebesgeschichte fragt. Seit 60 Jahren sind die beiden verheiratet. Und noch immer glücklich. „Ich war Kriegsgefangener und bei einer Nachbarin von Ilse einquartiert“, erinnert sich Willy Rooß. Zur Weihnachtszeit lernten sich die beiden kennen, verbrachten gleich Silvester zusammen. Der Funke sprang sofort über. Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Sie halten sich an den Händen, als sie ihre Geschichte erzählen. Er schaut sie an, sie lächelt. „Wir haben wundervolle Reisen zusammen unternommen“, erinnert sich Ilse Rooß. Griechenland, Schweden, sogar mit dem Auto in die Türkei ist das Liebespaar gefahren. 1949 zogen sie nach Kamen. Als jüngster Lehrer im Kreis Unna fing Willy Rooß an zu unterrichten, zwei Jahre später kam Tochter Elke zur Welt. Das war vor sechs Jahrzehnten. Doch noch immer wirken die beiden wie ein frisch verliebtes Pärchen. Einen besonderen Tag wie den Valentinstag, den brauche das Paar nicht, um ihre Liebe zu feiern. Das Geheimnis hinter dem lebenslangen Liebesglück? Ilse Rooß’ Antwort wirkt ebenso einfach wie ehrlich: „Wir nehmen einander wie wir sind.“