Kamen. .

„Nichts ist peinlicher, als eine Demo mit nur 20 Leuten!“, sagt Gerda Gnad, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Deshalb rührt sie die Trommel für einen Warnstreik der angestellten Lehrerinnen und Lehrer am Dienstag, den 22. Februar. Die Streikenden bleiben im Bistro am Kurpark in Unna unter sich. Was die Frage aufwirft: Wird der Streik Auswirkungen haben?

In der Tarifrunde 2011 geht es nicht nur um die Forderung nach besserer Bezahlung vor allem für angestellte Lehrer, sondern auch um eine Angleichung der Gehälter von Angestellten und Beamten. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Diese Erfahrungen in anderen Berufsgruppen gilt längst auch für Lehrkräfte. Im Kreis Unna gibt es nach Auskunft von Gerda Gnad, Oberstudienrätin an der Gesamtschule Kamen, rund 1000 angestellte Lehrerinnen und Lehrer. Die große Mehrheit der Pädagogen, rund 80 Prozent, sind Beamte. Die werden im Vergleich nicht nur deutlich besser bezahlt, sie genießen trotz gleicher Ausbildung und Tätigkeit, im Krankheits-und Versorgungsfall Privilegien, von denen angestellte Lehrkräfte nur träumen können.

Ein Eigenheim mehr
verdient als der Kollege

Je nach Alter, Steuerklasse und Versicherungssituation kann der Unterschied in der Bezahlung angestellter und beamteter Lehrer zwischen 227 und annähernd 1000 Euro pro Monat ausmachen. Nach Berechnung der GEW summiert sich das im Einzelfall bis zu einem Lebenseinkommensverlust von bis zu 269 000 Euro! „Das ist ungerecht und führt an der ein oder anderen Schule auch zur Störung des Betriebsfriedens“, findet Gerda Gnad.

Herta Paschedag (58) ist angestellte Lehrerin an der Pestalozzi-Schule in Bönen. „Ich werde mich auf jeden Fall am Streik beteiligen. Sie ist „Lehrerin aus Überzeugung“. Erst mit 40 hat sie als dreifache Mutter ihr Abitur nachgemacht, danach mit dem Ziel, Lehrerin zu werden Mathematik, Deutsch und evangelische Theologie studiert. „Als ich fertig war, war ich 45 und damit leider zu alt, um noch verbeamtet zu werden“, sagt sie. Im Vergleich mit beamteten Kollegen verdiene sie rund 1000 Euro weniger.

„Damit unser Anliegen von den Arbeitgebern gehört wird, braucht es viele Streikende“, hofft Gerda Gnad. Im vergangenen Mai waren es 30 im Kreis Unna. „Die doppelte Zahl sollte es diesmal schon sein!“

Am Streiktag findet an der Gesamtschule Kamen übrigens im Rahmen einer Schulinspektion durch das Regierungspräsidium eine Qualitätsanalyse statt. „Ich hoffe, dass die Schulleitung dennoch nicht rechtswidrig beamtete Kollegen zur Vertretung heranzieht“, meint Gerda Gnad. Sie selbst will an diesem Tag die streikenden Kolleginnen und Kollegen unterstützen. „Auch als Beamte kann ich das, weil ich an diesem Tag frei habe“.