Lüdenscheid. .
„Wir müssen uns darüber klar sein, dass die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern innerfamiliär stattfinden. Körperliche Folgen sind da selten zu sehen.“ Dr. Sybille Banaschak vom Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln referierte gestern im Rahmen einer Fortbildungsreihe über das Thema „Medizinische Diagnostik bei sexueller Kindesmisshandlung – Möglichkeiten und Grenzen“.
Über 60 Zuhörer setzten sich im Ratssaal mit diesem schwierigen Thema auseinander, zumal Dr. Banaschak einen Einblick in ihre Arbeit gewährte.
Gleich zu Anfang machte sie deutlich, dass es mehr Grenzen als Möglichkeiten in der medizinischen Diagnostik bei sexuellem Missbrauch gebe. „Nur ein kleiner Teil hat körperliche Folgen.“ Außerdem sei es ein weites Feld – angefangen bei pornografischem Material, das den Kindern gezeigt werde.
Beispiele aus
der Rechtsmedizin
Aber selbst die Diagnose bei körperlichen Folgen sei bei Kindern schwierig. „Der Untersucher muss wissen, was er tut, und er muss es interpretieren können.“ Falsche positive oder negative Befunde seien vor allem für das Kind fatal.
„Ein unauffälliger Befund schließt sexuellen Missbrauch nicht aus“, so Dr. Banaschak.
Anhand von Beispielen zeigte die Rechtsmedizinerin sachlich die Problematik auf. Den Zuhörern fiel das merklich schwerer, was man an den entsetzen und bedrückten Gesichtern ablesen konnte.
Dr. Banaschak machte aber auch deutlich, wie gedankenlos manchmal mit dem Wohl des Kindes umgegangen werde. „Wenn eine Zehnjährige seit zwei Jahren HIV-positiv ist und mit ihrem ebenfalls HIV-positiven Stiefvater in die Ambulanz kommt, dann ist es sträflich, wenn man in die Krankenakte ,Übertragungsweg unbekannt’ schreibt.“
Die Fortbildungsreihe findet in Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Märkischen Kinderschutz-Zentrum und dem Kreis statt. Zwei weitere Veranstaltungen sind geplant:
Am Mittwoch, 23. März, geht es um das Thema „Sexuelle Gewalt in Institutionen“. Tagungsort: Jugendbildungsstätte an der Sedanstraße.
Am Mittwoch, 18. Mai, heißt das Thema „Sexuelle Übergriffe unter Kindern“. Veranstaltungsort in das Kulturhaus.