Hannover/Märkischer Kreis.

Egal, welche Probleme und Krisen die Zukunft auch bereit halten mag – der Märkische Kreis ist auf sie nur unzureichend vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Pestel-Instituts, in der alle Regionen Deutschlands auf ihre Krisenfestigkeit getestet wurden.

In der erstmals durchgeführten Analyse landete der Märkische Kreis abgeschlagen im hinteren Drittel – auf Platz 287 von 412 untersuchten Kreisen und Großstädten. Zum Vergleich: Der benachbarte Hochsauerlandkreis erreichte immerhin Rang 195. Insgesamt, so die Kritik des Instituts, sei jedoch eine bewusste Vorbereitung auf Krisensituationen bisher in ganz Deutschland eher die Ausnahme.

Für die Experten war bei ihrer Bestandsaufnahme völlig unerheblich, ob in der Zukunft kollabierende Banken, knapp werdende Rohstoffe oder Nahrungsmangel in Folge des Klimawandels eine Krise auslösen. Sie gehen davon aus, dass bestimmte Faktoren eine Region grundsätzlich anfälliger für die negativen Folgen von Krisen machen.

Zu viele Schulabgänger ohne Abschluss

In ihre Studie haben die Experten 18 Fragestellungen aus den Bereichen Soziales, Wohnen, Verkehr, Flächennutzung, Energie und Wirtschaft einbezogen. Sie beschreiben die Verletzbarkeit einer Region. Sie zeigen weiterhin, wie gut auch im Krisenfall die Handlungsfähigkeit einer Region oder Stadt erhalten bleibt. Der Märkische Kreis liegt bei fünf Punkten im Spitzenbereich, sechsmal wurde ein Mittelplatz erreicht und bei sieben Indikatoren reichte es nur für einen Rang am Ende der Tabelle.

Schlechte Noten erhielt auch der Bereich Soziales. Die hohe Zahl von Schulabgängern ohne Abschluss deute auf die Ausgrenzung von Teilen der Bevölkerung und sich verfestigende Armutslagen hin, heißt es in der Studie. Da eine ausreichende medizinische Grundversorgung Voraussetzung für die Aufrechterhaltung stabiler Strukturen in Krisenfällen sei, floss auch der Hausärztemangel negativ in die Untersuchung ein.

Durchweg negativ wurde der Märkische Kreis auch im Bereich Energie bewertet, da es an Alternativen zu den fossilen Energien fehlt. Vor allem bei der Nutzung von Biogas, Solarthermie und Photovoltaik hinke die Region hinterher. Doch auch bei der Nutzung der Windkraft liegt der Märkische Kreis bundesweit lediglich im Mittelfeld.

Zu einer schlechten Bewertung führte zudem die geringe landwirtschaftliche Fläche pro Einwohner und der große Einwohnerverlust der vergangenen Jahre. Gerade die Abstimmung mit den Füßen, die im übrigen auch für die kommenden Jahr erwartet wird, sage viel über den Zustand und die Attraktivität einer Region aus.

Warnung vor
falscher Sicherheit

Insgesamt zeige die Studie, so das Pestel-Institut, „dass nicht unbedingt internationale Wettbewerbsfähigkeit Sicherheit für die Zukunft signalisiert“. Gerade in der öffentlichen Debatte eher vernachlässigte Bereiche böten Schutz vor den Auswirkungen von Krisen: Dezentrale Energieerzeugung, soziale Stabilität, Verfügbarkeit von land- und forstwirtschaftlichen Flächen und Arbeitsplätze vor Ort helfen bei der regionalen Abfederung von globalen Problemen weit mehr.

Den Kreisen und Städten empfehlen die Experten, sich mit möglichen Krisenszenarien wesentlich intensiver zu befassen als bisher. Starke Regionen seien wichtig als Rückfallpositionen und als präventiver Handlungsraum für mehr Krisenfestigkeit.